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Strecken-Mutationen (16.09.24)

Der für den Betreiber dieser Website als Gesamtpaket perfekteste und schönste Granfondo ist für regelmäßige Besucher kein Geheimnis: Die Maratona dles Dolomites fand am 7. Juli 2024 bereits zum 37. Mal statt. Das jährlich wechselnde Motto war diesmal "Mutation". Passend dazu werden in diesem Beitrag die Veränderungen der Maratona-Strecke seit der Premiere 1987 betrachtet.

Heute ist die Maratona ein echter Klassiker, der auf einer kompakten Route sieben Dolomitenpässe aneinanderreiht, mit hohem (jedoch nicht zu hohem) Anspruch und der Möglichkeit, jeweils zu einem relativ späten Zeitpunkt auf kürzere Strecken auszuweichen. Aber das war nicht immer so. Es dauerte 13 Jahre und einige "Mutationen", bis die heutige Route im Wesentlichen gefunden war.

Auch wenn sich dieser Beitrag vor allem mit den frühen Jahren beschäftigt, ist er nicht nur historisch interessant. Denn die heute nicht mehr gefahrenen Maratona-Pässe der frühen Jahre gehören zu den Klassikern der Dolomiten und sollten in keiner "Pässe-Kollektion" fehlen. Zwar werden sie im Rahmen eines echten Granfondos derzeit nicht befahren, aber das Leben besteht nicht nur aus Rennen. Für ein Berg-Trainingslager oder zum Verlängern des Granfondo-Wochenendes sind diese Pässe wärmstens zu empfehlen.

 

Mit der folgenden Präsentation in chronologischer Reihenfolge lässt sich die Evolution der Streckenführung gut nachvollziehen. Auch wenn viele Details zur Veranstaltungsgeschichte enthalten sind, will und kann diese Seite keine vollständige Dokumentation der Maratona dles Dolomites sein (die Details stammen vor allem aus dem Buch "Die Geschichte des Dolomiten-Radmarathons 1987 - 1996" von Ezio Camol, Herausgeber: S.C. Alta Badia - Raiffeisen, Pedraces, 1996).

Seit der Premiere gab es sieben Evolutionsstufen der Langstrecke – wenn man alle kleinen "Mutationen" mitrechnet. In dieser Dokumentation werden sowohl die Streckenprofile als auch die Streckenpläne in einem einheitlichen Format präsentiert. Zum Vergleich des Anspruchs eignen sich die Profile am besten. Das Format entspricht dem von den Granfondo-Alben gewohnten Maßstab – mit einer "Mutation": Die Pässe erscheinen in allen Profilen jeweils in derselben Farbe (siehe rechts).

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Eine Collage von Maratona-Streckenprofilen, von der Premiere bis heute. Die zur Unterscheidung der Anstiege verwendeten Farben (die aufgrund der begrenzten Palette teilweise doppelt genutzt werden mussten) entsprechen den Farben des Logos, das der Südtiroler Tourismusverband seit 2005 verwendet – und in denen auch ein besonderes Rad im Stall des Autors lackiert ist.

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Die Profile und Karten wurden für diesen Beitrag in einem standardisierten Format erstellt, damit ist ein besserer Vergleich möglich. In einem separaten PDF (3,7 MB) wurden alle Karten zusammengefasst, die Veränderungen der Streckenvarianten sind darin beim "Durchblättern" perfekt nachvollziehbar.

Einige Originalgrafiken werden später noch auf einer Parallelseite nachgetragen (wenn die Bilder aus den verschiedenen Quellen eingescannt und aufbereitet sind, leider fehlte bisher die nötige Zeit und Motivation).

Falls jemand Fehler in den Grafiken dieses Beitrags vermutet (was der Autor eigentlich ausschließt), bitte eine Mail schicken. Das ambitionierte Ziel dieser Seite ist es, die umfangreichste und korrekteste Darstellung der Maratona-Strecken im Netz zu bieten – auch wenn sie derzeit noch nicht perfekt ist. :-)

 

 

1987: 175 km, 4.750 Hm, mgf-Härtegrad 9,1

 

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Anlass für die erste "Maratona Ciclistica delle Dolomiti", den "Rad-Marathon der Dolomiten" (der ladinische Titel kam erst 1993), war das 10-jährige Jubiläum des "Club Rodes Alta Badia" (heute "Rodes Val Badia"). Start und Ziel befanden sich in Pedraces/Abtei/Badia (ladinisch/deutsch/italienisch), dem Heimatort des Vereins.

Das Clubjubiläum sollte groß gefeiert werden, deshalb wählte man eine anspruchsvolle Strecke, die viele namhafte Dolomitenpässe aneinanderreihte: Grödnerjoch, Sellajoch, Passo Fedaia, Passo Duran, Forcella Staulanza und das Duo Falzárego/Valparola (das als einziges bei allen Auflagen im Streckenplan stand). Duran und Staulanza sind zwar nicht ganz so bekannt, vom Schwierigkeitsgrad her jedoch beinahe mit der Kombination von Giau und Falzárego vergleichbar.

Eine Zeitwertung wie heute gab es damals noch nicht. Am Passo Duran, dessen Westrampe damals teilweise eine Dauerbaustelle war, wurden die Teilnehmer von der Rennleitung gestoppt, um das kleine Feld von 161 Startern einigermaßen zusammenzuhalten. Die Siegerzeit von 10 Stunden und 15 Minuten beinhaltet diese Zwangspause und ist daher wenig aussagekräftig. Außerdem sah das Reglement einen maximalen Schnitt von 25 km/h vor (die Stempel-Kontrollstellen waren nur in der einem Schnitt von 16 bis 25 km/h entsprechenden Zeit besetzt).

Eine Rangliste gab es 1987 nicht, alle Teilnehmer, die das Ziel regelementskonform erreichten, erhielten einen Wimpel. Vor der Premiere war noch nicht sicher, ob es eine Wiederholung geben würde, danach entschied sich der "Club Rodes" dafür.

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Hintergrund: © GeoBasis-DE / BKG (Juni 2024) CC BY 4.0

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1988-89: 185 km, > 5.400 Hm, mgf-Härtegrad 10,0

 

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Anders als bei der Premiere wurde der Passo Falzárego von der Ostseite, von Cortina her, befahren. Dafür musste vorher erstmals der Passo Giau bezwungen werden, von der härteren Südseite her. Dieser legendäre Pass war seither immer Teil der Maratona. Erstmals gab es auch eine kürzere Strecke, die nach dem Fedaia über den Passo Sta. Lucia zum Giau führte. Bei den Höhenmetern untertrieben die Veranstalter: offiziell waren es nur 4.700 Hm, aber alleine die theoretische Rechnung mit Hoch- und Tiefpunkten ergibt bereits 5.380 Hm!

Von den Streckendaten her war die Maratona 88/89 eindeutig die anspruchsvollste Auflage, obwohl der Passo Fedaia von der leichteren Westseite befahren wurde.

Schwierig waren diese beiden Jahre nicht nur wegen der Dauerbaustelle am Passo Duran, sondern auch wegen des Wetters: 1988 regnete es vom Sellajoch bis zur Forcella Staulanza, am Passo Duran machte der Dauerregen den Anstieg zum Schlammbad, die Rennleitung entschied, ohne Zeiterfassung ins Ziel zu fahren (eine offizielle, indiviuelle Zeitnahme gab es sowieso noch nicht). 1989 regnete es ebenfalls in Strömen, am Passo Giau schneite es sogar. Dort wurde das Rennen abgebrochen, präventiv organisierte Busse brachten die Teilnehmer ins Ziel.

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Hintergrund: © GeoBasis-DE / BKG (Juni 2024) CC BY 4.0

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1990-91: 185 km, 5.000 Hm, mgf-Härtegrad 9,6

 

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Aufgrund der schlechten Erfahrungen mit dem Wetter in den Vorjahren und der weiter bestehenden Baustelle am Passo Duran gab es umfangreiche Streckenänderungen: Die Fahrtrichtung von 88/89 wurde umgedreht, Staulanza/Duran wurden durch eine Schleife um Cortina d'Ampezzo ersetzt, nach dem Fedaia ging es statt über Sella- und Grödnerjoch über Passo Pordoi und Campolongo. letzterer war seither immer Teil der Maratona-Strecke.

Diese Runde erhielt durch die Schleife am Misurinasee, mit Blick auf die Drei Zinnen, einen besonderen Reiz – und diese Strecke folgte ab Misurina der nur 131 km langen 14. Etappe des Giro d'Italia 1989, die am 3. Juni des Vorjahres in Corvara geendet hatte. Der Fedaia musste erstmals über die harte Ostrampe bezwungen werden. 1990 lag die Teilnehmerzahl zum letzen Mal unter 1.000 (wenn auch nur knapp). Das Wetter war 1990 angenehm, 1991 spielte es wieder verrückt: wer zu spät dran war, geriet nach Misurina in Hagel, am Campolongo in Regen.

Zwar wurde in den offiziellen Streckenplänen weiterhin Pedraces als Ziel genannt, spätestens ab 1991 (vielleicht auch schon früher) befand sich das Ziel jedoch in St. Leonhard, beim Gemeindesaal, in dem sich heute die Startnummernausgabe befindet. Ab 1990 gab es eine offizielle Zeitnahme, jedoch noch keine Rangliste. Im gleichen Jahr erhielten die Teilnehmer der Maratona erstmals ein Trikot (statt des bisherigen Wimpels), siehe eigenen Beitrag dazu.

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Hintergrund: © GeoBasis-DE / BKG (Juni 2024) CC BY 4.0

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1992-93: 194 km, 4.900 Hm, mgf-Härtegrad 9,8

 

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Eine 1991 vom Veranstalter durchgeführte Umfrage bestätigte die ab 1990 durchgeführten Änderungen. Die Teilnehmer waren mit dem Gebotenen fast durchwegs sehr zufrieden, nur 10% wünschten sich eine schwierigere Strecke (17% eine leichtere). Dass die Strecke dennoch im nächsten Jahr wieder geändert wurde, lag sicher auch an der weitläufigen Streckenführung (die zweimalige Durchfahrt von Cortina d'Ampezzo wäre heute undenkbar).

Die Maratona wurde bewusst kompakter gestaltet, dadurch allerdings weder kürzer noch leichter. Die neue Strecke hatte bereits einige Gemeinsamkeiten mit der heutigen: Es gab zwei Schleifen, auf denen der Campolongo zweimal befahren wurde – allerdings ging es auf allen Pässe entgegen der heute gewohnten Richtung. Die Reihenfolge der beiden Schleifen war dagegen schon wie heute: Zuerst eine "große Sellaronda" (mit Fedaia statt Pordoi), danach die östliche Schleife.

Der Pordoi war nur Bestandteil der erstmals angebotenen dritten Streckenvariante mit der echten "Sellaronda", die seither fast immer angeboten wurde (nur 1999 nicht). Die drei neuen Streckenvarianten blieben bis 1997 fast unverändert. Die Organisation wurde ab 1992 erheblich professioneller, denn erstmals hatten sich über 2.000 Teilnehmer eingeschrieben. Ab 1993 wurde der Name der Veranstaltung offiziell ladinisch geschrieben: Maratona dles Dolomites. Das Wetter änderte sich dagegen (noch) nicht: Auch 1992 und 1993 blieb man von Regen nicht verschont.

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Hintergrund: © GeoBasis-DE / BKG (Juni 2024) CC BY 4.0

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1994-97: 185 km, 4.704 Hm, mgf-Härtegrad 9,3

 

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1993 war die Kapazität am Startort Pedraces mit fast 3.000 Startern an die Grenzen gestoßen. 1994 gab es über 5.000 Anmeldungen, daher wurde (bei sonst unveränderter Strecke) der Start nach Corvara verlegt, wo es im Bereich der heutigen Zielgeraden mehr Platz gab. Dadurch wurde die Distanz etwas verkürzt und am Grödnerjoch ging es schneller zur Sache. Die neue Strecke hielt sich länger als die früheren, immerhin vier Jahre gab es keine Änderungen mehr.

Ab 1994 wurden offiziell vier Strecken angeboten (neu war eine "mittlere Strecke" mit 147 km, die über die Südrampe des Passo Falzárego abkürzte, ohne Giau und Sta. Lucia, 1993 waren bereits 1.078 Teilnehmer so gefahren). Das Ziel wurde in diesen Jahren ein paar Höhenmeter tiefer gelegt, an die Talstation des Lifts in St. Leonhart. Anders als in den Vorjahren gab es 1994 eine Hitzeschlacht, an die Verpflegungsstationen musste hektoliterweise Wasser nachgeliefert werden.

Um den Start zu entzerren, wurde ab 1995 (6.548 Teilnehmer) in zeitversetzten Gruppen gestartet. 1996 gab es erstmals einen vorgezogenen Einschreibetermin, Anmeldung erst am Startort war nicht mehr möglich, die Startnummern wurden im Ziel erstmals per Barcode eingelesen. Bemerkenswert: Der Sieger von 1996, Daniele Bertozzi, fuhr trotz Regen zu Beginn die letzten 115 km alleine und siegte mit 11 Minuten Vorsprung.

Die Maratona hatte inzwischen eine Größenordnung erreicht, die mit Vereins-Strukturen nicht mehr zu stemmen war. Seit 1997 wird sie offiziell nicht mehr von "Rodes Alta Badia" organisiert, sondern von dem extra gegründeten Unternehmen "SSD Comitato Maratona dles Dolomites".

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Hintergrund: © GeoBasis-DE / BKG (Juni 2024) CC BY 4.0

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1998-99: 174 km, 4.700 Hm, mgf-Härtegrad 9,1

 

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Der Start blieb in Corvara, allerdings wurden die beiden Schleifen nun in der Gegenrichtung befahren – also sowohl Fedaia als auch Giau von der jeweils anspruchsvolleren Seite. Der Passo Valparola war (wie bis 1989) der letzte Pass, allerdings erfolgte die Anfahrt zum Ziel in St. Leonhart nicht mehr über die Hauptstraße im Gadertal, sondern über einen Abschneider. Schon vor der Brücke über den Gaderbach ging es rechts ab, auf einer Nebenstraße direkt nach St. Leonhart, ohne La Villa und Pedraces zu durchfahren.

Die regelmäßigen Streckenmodifikationen behielt das Veranstaltungskommittee noch bei, daneben wurden jedoch viele Neuerungen eingeführt. Erstmals wurde die Maratona auch als Radrennen nach den Statuten der F.C.I. ausgeschrieben (bis dahin war sie eine reine "radtouristische Veranstaltung"). Am Vorabend gab es eine "Pasta Party", das Festzelt befand sich (wie in den Vorjahren) hinter der Liftstation in St. Leonhart. Auf dem Schulgelände von St. Leonhart wurde eine kleine "Expo-Zone" eingerichtet – und in der Woche vor der Veranstaltung gab es eine Veranstaltungsreihe, die sich später zur "Woche der Radfahrer" entwickelte.

Zudem wurde 1998 erstmals ein Chip zur drahtlosen Zeitnahme eingesetzt (System Winningtime, noch an einem Band am Fuß getragen), die Zeiterfassung und Auswertung wurde dadurch erheblich vereinfacht und beschleunigt. In beiden Jahren gab es rund 6.000 Teilnehmer, obwohl die Sellaronda 1999 nicht angeboten wurde.

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Hintergrund: © GeoBasis-DE / BKG (Juni 2024) CC BY 4.0

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2000-13: 138 km, 4.190 Hm, mgf-Härtegrad 7,6

 

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Im Jahr 2000 erfolgte die letzte echte Streckenänderung, danach gab es bis heute (fast) keine Modifikationen mehr. Damit fand der Klassiker in den Dolomiten im 14. Jahr zu einer klassischen Strecke, die – verglichen mit den Vorjahren – kompakt ist, aber dennoch anspruchsvoll und landschaftlich reizvoll. Auf der neuen Route gibt es kaum noch flache Abschnitte, der mgf "Bergfaktor" ist höher als bei allen anderen Maratona-Streckenvarianten – und der höchste in der mgf Granfondoliste, wenn man Granfondos mit Bergankunft ausblendet.

Der seit 1987 stets befahrene Passo Fedaia stand nicht mehr auf dem Plan. Die kompakte Streckenführung begrenzte die Einschränkungen für den übrigen Straßen-Verkehr, ermöglichte eine vollständige Streckensperrung für alle Teilnehmer und machte die weiter zunehmenden Starterzahlen beherrschbar: Im Jahr 2000 wurde die Teilnehmerzahl noch auf max. 6.000 limitiert, ab 2001 auf max. 7.000, 2004 auf 7.800 Teilnehmer – die alle komplett gesperrte Straßen genießen dürfen.

Ab 2006 wurde das Anmeldesystem geändert und eine Startplatzverlosung eingeführt: Von 8.500 Startplätzen wurden 6.000 verlost, 2010 stieg das offizielle Teilnehmerlimit auf 9.000 (jedoch wurden schon vorher und auch danach manchmal mehr Teilnehmer zugelassen). Seit 2022 liegt das offizielle Limit wieder bei 8.000 (davon werden aktuell 4.300 verlost).

Die Verlegung des Ziels in die grandiose Natur-Arena von Corvara (1994 bis 1999 Startgelände) und die Nutzung der dortigen Eissporthalle (wodurch auf ein Zelt verzichtet werden kann) schuf die für 9.000 Starter plus deren Anhang nötige Kapazität. Der Start erfolgte nun in La Villa, wo mit dem Liftparkplatz und dem Schulgelände ausreichend geteerte Flächen verfügbar waren (in Corvara mussten für die Startaufstellung auch Wiesen genutzt werden). Die Zeitnahme übernahm ab 2000 die schweizer Firma Datasport, die den Zeitnahmechip in die vordere Startnummer integrierte.

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Hintergrund: © GeoBasis-DE / BKG (Juni 2024) CC BY 4.0

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2014-24: 138 km, 4.230 Hm, mgf-Härtegrad 7,7

 

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Vor zehn Jahren gab es eine letzte kleine Streckenmodifikation. Auf den finalen Kilometern wurde in La Villa ein kurzer, steiler, "Mür dl Giat" benannte Anstieg integriert, der nach der langen Abfahrt vom Passo Valparola noch ein paar Körner kostet. Vor allem aber ist die "Katermauer" ein idealer Zuschauerpunkt: Kurz vor dem Ziel, für viele Leute gut erreichbar, steil und damit die langsamen Fahrer gut verfolgbar – und für das leibliche Wohl wird auch gesorgt.

Durch diesen Schlussanstieg wird der Veranstaltungstag für den Anhang der Teilnehmer zur runden Sache. Eine ähnlich zuschauerfreundliche Rampe gibt es bei kaum einem anderen Granfondo. Zum Zuschauerservice zählt auch ein ziemlich einzigartiges Extra: Seit 2002 wird die Maratona dles Dolomites live im Fernsehen übertragen (RAI 3, neuerdings offenbar auch - oder nur noch - SkySport).

Einen ganz speziellen TV-Auftritt hatte die Maratona-Strecke am 21. Mai 2016. Die 14. Giro-Etappe Alpago – Corvara folgte von Arabba (1. Durchfahrt) bis zum Zielstrich exakt dem Granfondo. Vermutlich war das "Comitato Maratona dles Dolomites" damals direkt daran beteiligt, diese Etappe nach Corvara zu holen. In jedem Fall war die TV-Übertragung eine perfekte Werbung für die Dolomiten und für diesen Granfondo.

Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit wurden mit der Zeit und vielen kleinen Schritten ein zentrales Anliegen. Ab 2008 gab es immer wieder "ökologische" Mottos. Schon vorher sammelten Dutzende Helfer am Tag nach der Maratona den Müll entlang der Strecke ein (auch den von anderen über's Jahr hinterlassenen). Die Begleitfahrzeuge fahren seit 2014 elektrisch, später wurden auch die Mechaniker auf eBikes gesetzt. Im Ziel gibt es wiederverwendbares Geschirr, die Medaillen werden seit 2022 durch Gadertaler Handwerker gefertigt u.v.m. Seit 2019 erhielt die Veranstaltung das Südtiroler Gütesiegel "Green Event". 2020 fiel die Maratona wegen der Corona-Pandemie aus, als Ersatz wurde "MyMdD" angeboten.

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Hintergrund: © GeoBasis-DE / BKG (Juni 2024) CC BY 4.0

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Evolution – Mutation – Perfektion

Seit der Premiere 1987 hat die Maratona viele Mutationen durchlaufen. Im Geleitwort zum diesjährigen Motto “Mutatio” schrieb Michil Costa: "Wird die Maratona sich ändern? Sicher, sie wird sich verändern" – aber vermutlich nicht mehr bei der Streckenführung...

Während in den Anfangsjahren häufig Mutationen stattfanden, die sich oft nur ein oder zwei Jahre hielten, wirkt die heutige, inzwischen bereits 24mal gefahrene, kompakte Klettertour nahezu perfekt, nicht nur bei der Wahl von Start und Ziel. Die Route beginnt moderat (was in dieser Gegend schwierig ist), reiht sieben landschaftlich reizvolle Dolomiten-Pässe aneinander und bietet die Möglichkeit, zu einem relativ späten Zeitpunkt auf kürzere Strecken auszuweichen, falls die Umstände (Form, Wetter, Sturz, Moral etc.) das erfordern sollten.

Wie ein Blick auf die früheren Strecken zeigt, ließe sich der Anspruch zwar noch erheblich steigern, doch dann würden wohl nur Top-Fahrer in den Genuss der längsten Streckenvariante kommen. Und die Nutzung von zusätzlichen Pässen würde sicher die Genehmigung erschweren, mit der heutigen Route sind ähnliche Querelen wie beim Ötztaler Radmaraton 2023 nicht zu erwarten. Für den Autor ist die derzeitige Strecke das Optimum für einen Granfondo mit Start und Ziel im Gadertal.

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2024: Wetter fast wie in den Pioniertagen

Heuer waren viele der 8.006 Teilnehmer dankbar für die Möglichkeit, auf kürzere Strecken ausweichen zu können. Denn erstmals seit vielen Jahren spielte heuer das Wetter nicht mit, es regnete schon in der Früh, auch nachmittags gab es eine ganze Reihe von Schauern. Für die Langstrecke entschieden sich nur 40 Prozent der Teilnehmer, so wenige wie noch nie seit Einführung der heutigen Strecke.

Auch Miguel Indurain fuhr diesmal nur die 106 km. Laut cycloworld.cc "ließ er es ruhig angehen" – und belegte dennoch den zweiten Platz in seiner Altersklasse. Mit dem Spanier kam der 26 Jahre jüngere Ex-Vuelta-Sieger Fabia Aru ins Ziel (15. seiner AK). Der Belgier Greg van Avermaet, als Klassiker-Spezialist schlechtes Wetter gewohnt, fuhr dagegen die 138 km und auf Gesamtrang 15. In seiner AK (in der er als Ex-Profi noch nicht startberechtigt war) wäre der Olympiasieger von 2016 nur 6. geworden – obwohl er laut cycloworld.cc "Vollgas gab"...

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Jetzt offiziell: Die "Super-Maratona"!

Die historischen Maratona-Strecken wurden heuer auch auf der Straße gewürdigt: Hervé Barmasse, bekannter Alpinist und passionierter Rennradfahrer, fuhr in offizieller Mission 13 namhafte Maratona-Pässe am Stück – als "Super-Maratona" mit 285 km und 8.500 Hm (mgf-Härtegrad 15,6). Ähnliche Gedankenspiele hat auch der Autor schon angestellt, unter demselben Etikett, aber mit einer etwas anderen Route. Aber egal auf welchem Weg: In den Alpen gibt es wohl keine Region, die beim "Bergfaktor" an die Dolomiten heranreicht – schon gar nicht in Kombination mit dem Reiz der Landschaft!

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P.S. Wer genau hinschaut, hat sicher festgestellt, dass einzelne Pässe-Segmente nicht in allen Profilen exakt übereinstimmen, besonders beim Falzárego-/Valparolapass und beim Grödnerjoch. Grund sind die in den frühen Jahren einfacher gezeichneten Original-Profile der Veranstalter (auf deren Daten dieser Beitrag basiert) sowie Abweichungen bei den Angaben zu den Streckenlängen. Diese Diskrepanzen wurden nur teilweise korrigiert – zum Beispiel die Distanz (von 2000 bis 2005 noch mit 147 km angegeben, statt 138) und die Höhenmeter (bis 2010 noch 4.345, statt 4.190) der aktuell gültigen Maratona-Strecke. Bei den älteren Streckenvarianten werden dagegen die offiziellen Streckenlängen genannt. Wer es ganz genau wissen will, kann sich die tatsächlichen Streckendaten selbst ermitteln. Bis zu einer entsprechenden Ergänzung dieser Seite durch den Autor wird es sicher noch eine Weile dauern.

Auf die Benennung der einzelnen Pässe wurde in den obigen Höhenprofilen verzichtet. Dafür gibt es eine genaue Aufstellung der befahrenen Pässe in einer separaten Tabelle, zusammen mit Teilnehmerzahlen und Siegerzeiten. Die Karten mit den Streckenplänen gibt es ebenfalls als separate PDF-Datei (3,7 MB).

Weitere Details zur Geschichte der Maratona dles Dolomites sind auf der Website des Veranstalters zu finden.

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