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Aperitivo oder digestivo gefällig? (15.12.19)

Der Vorgänger-Beitrag "Buon viaggio!" enthielt die Empfehlung, aus Granfondo und Italienreise ein schönes, erlebnisreiches Gesamtpaket zu schnüren. Hier folgen nun einige Anregungen für die Gestaltung des individuellen "Rahmenprogramms" zum Granfondo.

 

Wer es einrichten kann, wird nicht nur für den einen Granfondo-Tag nach Italien reisen, sondern einen mehrtägigen Kurzurlaub daraus machen, damit sich die meist lange Anreise lohnt. Außerdem wird bei nur zwei Übernachtungen der Anreisetag ziemlich stressig. Neben Hotel-Check-In, Abholung der Startnummer und Vorbereitung auf den Granfondo-Tag wird kaum Zeit für sonstige Aktivitäten bleiben – vielleicht nicht mal für ein "Einrollen" auf dem Rad.

Wer dreimal übernachtet und zwei volle Tage vor Ort ist, hat etwas mehr Spielraum, wird diesen aber vielleicht eher für einen entspannten Zeitplan nutzen, statt jede Stunde mit Aktivität zu füllen. Wirklich interessant werden die folgenden Anregungen wohl erst ab drei verfügbaren Tagen (vier Übernachtungen), dann bleibt neben Akklimatisieren und Granfondo mindestens ein voller Tag für stressfreie Aktivitäten – zum Beispiel für...

 

Pässe-Tour

Italien ist vom Schaft des Stiefels bis zur Spitze ein ziemlich bergiges Land. Kaum ein Granfondo weist ein flaches Profil auf, meist führt die Strecke über mehr oder weniger viele und hohe Hügel oder Pässe. Die Wahrscheinlichkeit, dass vom Start-/Zielort aus auch Pässe zu erreichen sind, die nicht zur Granfondostrecke zählen, ist hoch – eine gute Gelegenheit, die persönlichen "Pässe-Palmarès" zu erweitern!

Beim Akklimatisieren und Einrollen vor der Veranstaltung sollte man es zwar nicht übertreiben, aber eine mehrstündige Radtour mit moderater Anstrengung sollte eigentlich immer drin sein. Wer auf eine persönliche Bestzeit aus ist, hat vermutlich einen exakten Trainingsplan für die Tage vor dem "Rennen" aufgestellt. Alle anderen sollten beim "Warmfahren des Motors" auf ihr Gefühl vertrauen: nicht übertreiben, piano fahren, aber doch die eine oder andere kurze Belastungsspitze setzen – eine "kleine" Pässe-Tour ist dafür prima geeignet.

Wenn nur die vom Granfondo befahrenen Berge in Reichweite liegen, können diese in Gegenrichtung trotzdem Abwechslung bieten. Die Sellaronda z.B. fährt mgf außerhalb der Maratona dles Dolomites immer linksrum (auch, weil so die Abfahrt vom Pordoi viel mehr Spaß macht).

Anregungen für Pässe-Touren gibt es z.B. auf www.quaeldich.de. Hier finden sich meist detaillierte Beschreibungen von möglichen Varianten, die auf unterschiedliche Weise erstellten Pässeprofile sind jedoch leider teilweise wenig aussagekräftig. Die meisten Profile bietet www.salite.ch [Hinweis: Die deutschsprachige Version unterscheidet sich von der italienischen – im Zweifel bei beiden suchen. Und: bei abweichender Schreibweise des Pässenamens hilft bei der Suche oft der Basisort weiter]. Die mit Abstand besten Profile liefert www.cyclingcols.com: Michiel van Lonkhuyzen hat in akribischer Kleinarbeit fast alle namhaften Alpenpässe in normierten und äußerst detaillierten Profilen erfasst – genauer und übersichtlicher geht es kaum!

Falls man schon alle Pässe der Granfondo-Region abgegrast hat, kann man auch einzelne Pässe auf der Hin- oder Rückreise ins Rahmen-Programm integrieren. Je nach Reisetag und -distanz dürfte zwar wohl keine Rundtour drin sein, sondern nur ein Pass hin und zurück. Aber wenn es sich um Hochkaräter wie Stilfserjoch oder Timmelsjoch handelt, lohnen sich auch kleine Umweg auf der Reiseroute – sofern die Zeit ausreicht.

Ebenfalls einen Abstecher auf der Rückreise wert sein kann die Strecke eines anderen Granfondos, egal ob man da später mal starten möchte oder nicht. Denn die Veranstalter wählen meist die interessantesten, schönsten Strecken ihrer Region. Für viele Granfondos gibt es im www einen GPS-Track, beim Nachfahren der Tracks (oder Teilen davon) kann man kaum etwas falsch machen...

Wenn man den Granfondo nicht als Rennen angeht, sondern als lange Trainingstour, kann das verlängerte Wochenende, mit Granfondo und reichhaltigem Pässe-Rahmenprogramm (richtig geplant) denselben Effekt haben wie ein spezielles Berg-Trainingslager – aber sehr viel mehr Abwechslung und Erlebniswert bieten.

 

Besuch Profi-Rennen

Der Radsport ist eine der wenigen Sportarten, bei denen man sich den "Sportplatz" mit den berühmtesten Sportlern teilen kann – wenn auch nicht (genau) zur selben Zeit, so doch am selben Ort. Welcher Hobby-Fußballer hat je im Wembley-Stadion gekickt, welcher Hobby-Golfer auf dem Old Course in St. Andrews abgeschlagen, welcher Hobby-Skifahrer ist je die Streif am Tag des Hahnenkamm-Rennens abgefahren?

Dagegen darf ein Hobby-Radsportler berühmte "Sportstätten" wie Stelvio, Pordoi und Muro di Sormano unter die Räder nehmen – selbst noch kurz vor dem Auftritt der Profis, wenn bereits Tausende Fans an der Strecke stehen. Die Verbindung von eigener sportlicher Aktivität und Zuschauen bei den größten Sportereignissen gibt es so nur im Radsport! Das sollte jeder Hobby-Radsportler mal erlebt haben.

Möglich ist die Kombination von Zuschauen bei einem Profi-Rennen und Teilnahme an einem Jedermann-Rennen beim Gran Fondo Strade Bianche, beim Granfondo Sanremo-Sanremo „La Classicissima“, Gran Fondo il Lombardia. und beim Gran Fondo Marco Pantani. Diese vier Granfondos finden direkt vor oder nach dem gleichnamigen Profi-Rennen statt, die Veranstalter werben mehr oder weniger intensiv mit der Verbindung. Mehr Informationen zu diesen und ähnlichen Granfondos siehe Beitrag "Granfondo-Album 1: Profirennen". [Nachtrag 26.01.20]

Einen offiziellen Granfondo Giro d'Italia gibt es zwar leider nicht mehr, aber der über drei Wochen laufende Giro d'Italia lässt sich immer wieder mit dem einen oder anderen Granfondo verbinden. 2020 ist eine Kombination besonders reizvoll: Am 24. Mai findet der 50. Granfondo Nove Colli statt – und drei Tage vorher feiert der Giro das Jubiläum mit: Die 12. Etappe der Italien-Rundfahrt folgt exakt derselben Strecke!

 

Kunst und Kultur

Italien besitzt den größten Anteil am offiziellen "Weltkulturerbe". In allen Regionen dieses wunderschönen Landes gibt es Sehenswürdigkeiten zuhauf. Auch dafür kann – und sollte! – man sich auf einer Radreise ein bisschen Zeit nehmen, auf der Hin- oder Rückreise, an einem (halbem) "Ruhetag" oder auch als Ziel einer Radtour. Möglichkeiten gibt es in jeder Region genug, Links zu Tourismus-Seiten siehe Beitrag "Buon viaggio!"

Bitte beachten: Wer während einer Radtour den Besuch einer Kirche plant, muss sich (wenn es sich dabei nicht gerade um die Kapelle der Madonna del Ghisallo handelt) eine lange Hose zum Überziehen und ordentliche (nicht klappernde) Schuhe in den Rucksack packen. Das Betreten einer Kirche (oder auch so manchen feinen Museums) in Rad-Klamotten ist ein "No go", Italien ist hier ein recht konservatives Land.

 

Besuch Radsport-Museum

Auch das fällt unter "Kultur": Italien ist ein Land mit einer äußerst reichen Radsport-Tradition – und vermutlich gibt es in keinem anderen Land so viele Rad- und Radsport-Museen. Die Chance, dass man ein Radsport-Museum ins Rahmenprogramm einbauen kann (eventuell mit einem kleinen Umweg auf der Hin- oder Rückreise), ist relativ hoch.

Allerdings werden die meisten kleinen Museen von Privatpersonen oder ehrenamtlichen Organisationen betrieben, die sich selten feste oder ausgedehnte Öffnungszeiten leisten können. Dann ist vorher eine Abstimmung des Besuchstermins nötig. Weitere Informationen zu Radsport-Museen folgen in einem eigenen Beitrag.

 

Alternatives Sportprogramm

Wer sportliche Aktivtäten nicht nur auf's Radfahren beschränkt, könnte (wenn genug Urlaubstage verfügbar sind) auch eine Bergwanderung, Klettersteigtour o.ä. ins Rahmenprogramm einbauen. Aus Sicht der Trainingswissenschaft sollten intensive Aktivitäten zu Fuß jedoch erst nach einem Granfondo angesetzt werden...

Falls mal ein Tag komplett verregnet sein sollte, wäre ein Schwimmbad-Besuch eine prima Alternative. Leichter fälllt die spontane Umplanung, wenn man schon vorher recherchiert hat, wo es in der Nähe eine Therme oder ein "Erlebnisbad" gibt. In einem sterilen Sportbad zig Bahnen runterzureißen, dürfte wohl nur für Triathleten interessant sein.

 

Bereit für "Plan B"?

Wer den Granfondo mit einem Rahmenprogramm plant, hat nach der Recherche sicherlich schon eine Alternative für den Fall parat, dass das Wetter für das geplante Rad-Programm nicht passen sollte.

Aber selbst wenn man neben der Veranstaltung eigentlich gar keine anderen Aktivitäten geplant hat, macht es Sinn, sich (zumindest rudimentär) mit einem Granfondo-Rahmenprogramm zu beschäftigen:

  • Mit den diversen Recherchen für das Rahmenprogramm von Granfondos wird sich im Lauf der Zeit ein Fundus von potentiellen Alternativ-Aktivitäten ansammeln, auf den man später wieder zurückgreifen kann und mit dem man selbst dann noch etwas aus einer Reise machen kann, wenn eine Region vom Wetter her mal total "ins Wasser fallen" sollte.

 

Fazit: Für einen italienischen Granfondo gilt dasselbe wie für gutes italienisches Essen. Erst mit passenden Aperitivo, Antipasti, Dolce und Digestivo wird es komplett und lässt sich so richtig genießen. Und wie beim Essen hat Italien auch rund um den "Hauptgang Granfondo" herum unglaublich viel zu bieten!

 

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Eine der vielen Möglichkeiten für das Rahmenprogramm zum Granfondo: Einen grandiosen Alpenpass wie das Stilfserjoch auf der Hin- oder Rückreise "mitnehmen". Allerdings sollte das Wetter dafür besser sein als auf dem Bild – obwohl die schwarz glänzende Straße so schon super aussieht... [Bild: 12019, pixabay.com]

 

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Eine weitere (wenn auch nicht sehr häufige) Option für das Rahmenprogramm zum Granfondo: Kombination mit einem Profi-Rennen – also nicht nur selber fahren, sondern auch mal schauen, wie schnell die Berufsradfahrer unterwegs sind. Ab und zu (wenn ein Granfondo den Spuren der Profis folgt oder auch umgekehrt) ist das sogar auf identischer Strecke möglich. [Bild: mgf]

 

 

 

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