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Die "Coronafondos" (26.06.20)

Schwierige Zeiten fordern und fördern besondere Lösungen. Nachdem Großveranstaltungen weiterhin nicht möglich sind, versuchen viele Granfondo-Veranstalter, Alternativen anzubieten. Diese "Coronafondos" sind sicher kein vollwertiger Ersatz für einen echten Granfondo, aber sie könnten helfen, die Aktiven bei Laune und die Veranstalter im Gespräch zu halten. Unter den verschiedenen Alternativen finden sich neue, unkonventionelle Ansätze und Ideen, die helfen können, die erzwungene Phase ohne Granfondos wenigstens notdürftig zu überbrücken.

 

Denn inzwischen ist klar: Die Granfondo-Saison 2020 wird fast komplett ausgefallen. Für eine Gesamtstatistik ist es zwar derzeit noch zu früh (ob heuer noch Veranstaltungen stattfinden, muss sich erst noch erweisen), aber ein Blick in die Granfondo-Liste von mgf zeigt: Von 35 dort gelisteten italienischen Veranstaltungen wurden (Stand heute) 25 auf 2021 verschoben und vier auf einen neuen Termin im September/ Oktober verlegt, für eine wurde der neue Termin 2020 noch nicht genannt. Vier Granfondos sind bei den ursprünglichen Terminen im September/ Oktober geblieben. Sollten alle derzeit noch vorgesehenen Veranstaltungen stattfinden, läge die Ausfallquote bei 71 Prozent.

Die hier vorgestellten "Coronafondos" ergeben sicher keine vollständige Liste, und eventuell kommen in nächster Zeit noch einige Angebote dazu (auf die dann sicher durch Granfondo-Nachrichten-Seiten hingewiesen wird). Aber die folgenden Alternativ-Veranstaltungen bilden die Bandbreite der Möglichkeiten recht gut ab. Und die meisten großen italienischen Granfondos sind hier vertreten.

 

Sulle strade della Nove Colli .

Diese Veranstaltung kommt einem Granfondo noch am nächsten – denn hier lassen sich in der Realität "die Anstiege und die Atmosphäre des Granfondo Nove Colli entdecken", wie der Veranstalter schreibt. Am 18. Oktober findet eine "Cicloturistica" (ohne Zeitwertung, vergleichbar mit einer deutschen RTF = Rad-Touristik-Fahrt) "auf den Straßen der Nove Colli" statt. Dabei werden zwar nicht alle neun Hügel befahren, aber auf der 152 km (und 2.290 Hm) messenden Langstrecke immerhin fünf. Daneben gibt es auch zwei kürzere Strecken mit 106 km (1.090 Hm) und 72 km (340 Hm). Mehr Informationen – etwa welche Regeln wegen Covid-19 gelten werden – gibt es derzeit leider noch nicht.

 

MyMdM (My Maratona dles Dolomites)

Die Maratona-Alternative geht einen anderen Weg: Hier werden die Original-Strecken befahren, dies aber zeitlich entzerrt. Eine "Granfondo-Atmosphäre" kommt daher hier nicht auf. Die Aktion läuft vom 26. Juni bis 31. Oktober 2020. Wer in diesem Zeitraum nach Voranmeldung und Abholung der Startnummer in einem Tourismusbüro eine der Maratona-Strecken gefahren ist (und dies durch Fotos oder GPS-Track nachweist), erhält eine "Finisher"-Mütze.

 

Formula Bici (Ride your dream)

An dieser Aktion beteiligen sich 20 italienische Granfondos und eine Handvoll Mountainbike-Events. Man kann auf der Originalstrecke eines Granfondos fahren oder auf einer Alternativstrecke, die annähernd (+/- 10% bei den Kilometern und +/- 5% bei den Höhenmetern) dem Original entspricht. Bei den engen Toleranzen dürfte die Suche nach passenden Strecken daheim schwierig werden (eventuell wird man einen Anstieg hin/zurück einbauen müssen, um die Zieldaten zu treffen). Und bei Granfondos mit hohem "Bergfaktor" absolviert man die Formula Bici am besten auf der Originalstrecke (oder schließt mit einer Bergankunft ab). Die Teilnahme kostet je absolvierter Granfondostrecke (angeboten werden insgesamt 43 Varianten) 10 Euro, die als Spende an den Italienischen Zivilschutz gehen. Dafür gibt es eine "Finisher"-Urkunde. Achtung: Die Registrierung endet bereits am 30. Juni.

 

Ötztaler SocialRadmarathon .

Diese Veranstaltung verfolgt ein ähnliches Konzept wie Formula Bici: Am „Ötztaler Rennwochenende“ von 28.-30. August kann jeder Radfahrer die Distanz des Ötztaler Radmarathons daheim, auf seiner individuellen Lieblingsstrecke, absolvieren. Die 238 Kilometer können auf ein, zwei oder drei Tage verteilt werden, die Höhenmeter spielen hier keine Rolle. Natürlich könnte man auch den Ötztaler SocialRadmarathon auf der Originalstrecke absolvieren – vorausgesetzt, die Abfahrt vom Timmelsjoch (noch mindestens bis 15. Juli gesperrt) ist dann wieder befahrbar. Die Teilnahme ist kostenlos, aber freiwillige Spenden für "Tirol hilft" sind gern gesehen. Unter allen "Finishern" werden Sachpreise verlost.

 

Virtuelle Granfondos

Auch das gibt es: Auf den virtuellen Trainingsplattformen fanden neben "Profirennen" auch "Granfondos" statt. Wie bei den virtuellen Varianten der Profirennen wurden die Distanzen allerdings stark reduziert, das waren nur "Piccolofondos"...

Circuito ENDU Virtual Granfondo

An dieser Serie beteiligten sich vier bekannte Granfondos: Gavia e Mortirolo, Marcialonga Craft, Sportful Dolomiti Race und La Fausto Coppi. Deren virtuelle Ausgaben konnten inklusive eines Prologs zwischen 25. April und 9. Mai – da war Italien noch im "Lockdown" – online und "live" gefahren werden. Austragungsort war die Trainingsplattform Rouvy (es gibt tatsächlich nicht nur Zwift), die Strecken bestanden nur aus kurzen Abschnitten, gefahren wurde jeweils ein prominenter Anstieg der Granfondos. Sogar das Rennpaket war "virtuell", neben einem Gratiszugang zur Trainingsplattform enthielt es Gutscheine von den Granfondo-Sponsoren.

Unabhängig von dieser Serie, aber ebenfalls bei Rouvy, fand am 7. Juni die virtuelle Ausgabe des Granfondo Stelvio Santini statt. Die Sieger bekamen einen kostenlosen Startplatz für 2021, die ersten zehn Platzierten zudem Radbekleidung von Santini. Die Mühe einer Recherche, wieviele Teilnehmer die virtuellen "Coronafondos" hatten, hat sich mgf gespart. Virtuelle Veranstaltungen sind kein Ersatz für die Realität...

 

Und alle hier vorgestellten "Coronafondos" sind natürlich kein wirklicher Ersatz für einen realen Granfondo, bei dem ein wesentlicher Teil der Atmosphäre durch viele (manchmal zuviele) Teilnehmer, italienisches "geordnetes Chaos" und das Gefühl, Teil eines riesigen "Rennens" zu sein, entsteht. Aber sie eignen sich dennoch dazu, die Entzugserscheinungen ein bisschen zu lindern – insbesondere, wenn man die Angebote nutzt, bei denen auf den Originalstrecken gefahren werden darf. Das lässt sich auch prima mit einem Radurlaub in Italien verbinden.

Mehr dazu im nächsten Beitrag.

 

P.S. Den einen oder anderen positiven Nebeneffekt hat die Corona-Krise dann doch: Die Organisatoren haben heuer weniger Stress. Und manche nutzen die freie Zeit für das, was sie sonst anderen ermöglichen – selbst auf ihren wunderschönen Strecken zu fahren. Am Originaltermin startete das Organisationskommitee und ausgewählte Gäste – mit Startbogen und Startflagge – zu einer "Ehrenrunde" für das Sportful Dolomiti Race. Auch wenn der Sicherheitsabstand nicht auf allen Bildern eingehalten wurde, hatten die Organisatoren sichtlich viel Spaß an dieser Aktion...

 

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Solche Bilder wird es heuer auf den Straßen in den Dolomiten nicht geben: 2020 fällt die Maratona dles Dolomites, wie die meisten anderen Granfondos und der Sellaronda Bike Day, leider aus. Als Ersatz sind gleich zwei "Coronafondos" im Angebot: "MyMdD" kann man zu einem frei wählbaren Zeitpunkt auf der Original-Strecke fahren. Und auch bei "Formula Bici" kann man die Maratona fahren – auf der Originalstrecke oder auf einer Alternativstecke mit nahezu identischen Daten. [Foto: Noclador, CC-Lizenz 3.0]

 

 

 

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