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Passion für Tradition: Rad-Museen in Italien (05.01.20)
Rund um den Jahreswechsel häufen sich traditionell die Jahresrückblicke. Auch dieser Beitrag blickt in gewisser Weise zurück, aber sehr viel weiter als nur ein Jahr – auf über 200 Jahre Fahrradgeschichte und weit mehr als 100 Jahre Radsport-Historie...
Der Radsport ist eine der traditionsreichsten Sportarten, kaum eine kann mehr Geschichten und Legenden erzählen als der Straßenradsport. Wohl nirgendwo sonst gibt es so viele Veranstaltungen, die bereits über 100 Ausgaben erlebten. Und optisch hat sich (verglichen mit anderen technischen Sportarten) nicht wirklich viel verändert – seit Generationen findet der Wettkampf auf Rädern mit Diamantrahmen, Kurbeln und Kette statt. Diese einzigartige Verbindung aus Sport, Technik und Tradition ist für mgf eine Hauptquelle der Faszination, die vom Radsport ausgeht.
Über eine besonders reiche Radsport-Tradition verfügt Italien – das auch sonst ein Land mit einem sehr ausgeprägten Geschichtsbewusstsein ist. Nur in wenigen anderen Nationen werden Jubiläen und Jahrestage aller Art ähnlich stilvoll gefeiert und zelebriert wie südlich der Alpen. Mit besonderer Passion feiern die Italiener ihre Radsport-Tradition, durch Veranstaltungen, aber auch in Museen.
Die "Liste von Fahrradmuseen" auf Wikipedia.de enthält merkwürdiger-weise keinen einzigen Eintrag eines Museums in Italien. Tatsächlich dürfte es heute in keinem anderen Land so viele Rad- und Radsport-Museen geben – derzeit sind es über 30! Einen echten "Boom" gab es nach Beginn dieses Jahrtausends, seither und insbesondere in den letzten Jahren wurde eine ganze Reihe von Museen neu eröffnet.
Der Radsport-Museums-Boom in Italien begann verdächtig zeitgleich mit einem ganz besonderen "Granfondo": Der unerwartete Erfolg von L'Eroica scheint nicht nur viele andere historische Rad-Veranstaltungen animiert zu haben. Zeitgleich mit dem Interesse des Breitensports an der Radsport-Historie nahm seit 1997 auch die Zahl der Museen beträchtlich und erfreulich zu. Vielleicht liegt die verstärkte Rückbesinnung auf die glorreichen Zeiten des Radsports aber auch einfach daran, dass Italien im heutigen Profi-Sport nicht mehr eine so große Rolle spielt wie früher...
Museumsbesuch und Granfondo
Der Besuch in einem der vielen Radsport-Museen in Italien bietet sich insbesondere im Rahmenprogramm zu einem Granfondo an – als stilvolle Verbindung zwischen heutigem, selbst betriebenen Radsport und dessen historischen Wurzeln.
Die meisten Museen finden sich in den klassischen Rad-Regionen und Rad-Hochburgen in Norditalien. Die Chance, dass man ein Radsport-Museum ins Rahmenprogramm eines Granfondos einbauen kann, ist daher relativ hoch – zumindest wenn ein kleiner Umweg auf der Hin- oder Rückreise in Kauf genommen wird.
In der untenstehenden Liste sind die Museen nach Regionen sortiert, zusätzlich ist die Lage in der Karte oben rechts verzeichnet. Damit sollte leicht zu klären sein, ob und welches Museum sich ins Rahmenprogramm eines Granfondos einbauen lässt. Die mit einem Stern gekennzeichneten Museen hat mgf bereits (teilweise mehrfach) selbst besucht.
Die meisten Museen, insbesondere kleine, werden von Privatpersonen oder ehrenamtlichen Organisationen betrieben, die sich selten feste oder ausgedehnte Öffnungszeiten leisten können. Dann muss man im Vorfeld den Besuchstermin abstimmen, Kontaktdaten sind unter den Museums-Links oder auf den in den Fußnoten genannten Websites zu finden.
Aber auch bei größeren Museen empfiehlt es sich, vor dem Besuch nach den Öffnungszeiten am geplanten Besuchstag zu fragen. Denn die Websites sind leider oft nicht ganz aktuell. Dennoch ist es mgf einmal passiert, dass ein Museum trotz per Mail bestätigter Öffnungszeiten schon eine Stunde früher schloss und zu einem Schnelldurchgang nötigte. Aber darüber sollte man sich nicht aufregen, das ist Italien...
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In Norditalien ist die Dichte der Radsport-Museen am höchsten. Die Chance, auf dem Hin- oder Rückweg zu oder von einem Granfondo ein Museum besuchen zu können, ist daher relativ groß – wenn vorher ein passender Besuchstermin vereinbart werden kann. [Bild-Quelle: Tschubby/Wikipedia (GNU-Lizenz für freie Dokumentation V.1.2), modifiziert]
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1) Museo del Ciclismo Madonna del Ghisallo * .....Magreglio (CO), Lombardei a) b) c)
Neben der berühmten Wallfahrtskapelle (siehe rechts) besteht seit 2006 ein Radsport-Museum, in dem viele Exponate zu sehen sind, für die in der kleinen Kirche kein Platz mehr war. Neben der reichhaltigen Sammlung von Rädern, Trikots und Bildern bietet das Museum Filme und wechselnde Sonderausstellungen, einen Laden mit Büchern, Trikots und Accessoires, sowie eine Kaffeebar. Tipp: Bei Vorlage einer UCI-Lizenz spart man einen Euro – d.h. man kriegt einen Caffè gratis!
2) Museo Alfredo Binda .....Cittiglio (VA), Lombardei b) c)
Das dem zweiten "Campionissimo", fünfmaligen Girosieger und dreimaligen Straßen-Weltmeister gewidmete, kleine Museum wurde 1986 gegründet, seit 2013 ist es im Bahnhof seines Geburtsortes untergebracht und zeigt u.a. drei Weltmeister-Räder, darunter auch das von Mario Cipollini 2002.
3) Museo Colnago .....Cambiago (MI), Lombardei c)
Dieses Museum ist nicht öffentlich zugänglich, ein Besuch ist nur nach vorheriger Absprache mit der Firma Colnago möglich, wer ein Rad der Marke fährt, dürfte sich leichter tun. Zu sehen gibt es jede Menge siegreiche Räder, siehe auch Bericht auf www.sigmasports.com.
4) Museo del Ciclismo Colle del Gallo .....Gaverina Terme (BG), Lombardei c)
An der aktuellen (seit 2017 genutzten) Strecke von Il Lombardia liegt nicht nur die Radfahrer-Wallfahrtskapelle Madonna del Ghisallo, sondern auch die "Madonna dei Ciclisti del Colle Gallo", neben deren Kirche ebenfalls ein Radsport-Museum zu finden ist. Das 1998 gegründete Museum zeigt vor allem Trikots, aber auch Räder, Dokumente und sonstige Erinnerungsstücke.
5) Velocipedi e biciclette antiche Collezione privata A.&C.Azzini .....Soresina (CR), Lombardei a)
Die von Vater und Sohn Azzini zusammengetragene Kollektion von über 200 qualitativ hochwertigen Fahrrädern aus den Jahren 1818 bis 1955 ist seit 2014 öffentlich zugänglich. Unter den Exponaten aller Kategorien befinden sich viele schöne Rennräder und Exoten.
7) Museo il Velocipede .....Berzo Inferiore (BS), Lombardei
Das ganz neue, erst 2019 eröffnete Museum wird vom Verein ASD Pedale Vintage betrieben. Der Schwerpunkt liegt auf der allgemeinen Entwicklung des Fahrrades, aber auch Rennräder erhalten einigen Raum – schließlich ist das Val Camonica ein "Zubringer" zu den legendären Giro-Pässen Gavia und Mortirolo.
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Die Kapelle der Madonna del Ghisallo in Magreglio ist nicht nur keine gewöhnliche Kirche, sie ist auch so etwas wie das älteste Radsport-Museum Italiens. 1949 wurde die Madonna von Papst Pius XII. zur offiziellen Schutzpatronin der Radfahrer "ernannt", seither hat sich die kleine Kirche nicht nur zum weltweit bekanntesten Wallfahrtsort für Radsportler entwickelt, sondern auch zu einer exquisiten Kollektion von "Devotionalien", gespendet von den Größen des internationalen Radsports: Im Gewölbe der Kapelle finden sich keine Deckengemälde, sondern die Rennmaschinen berühmter Champions, die Wände sind übersät mit Siegertrikots, Wimpeln, Gedenkplaketten und Votivtafeln.
Das 2006 neben der Kapelle eröffnete Radsportmuseum ist für mgf aufgrund der großen Bandbreite und Qualität der Ausstellung die Nr. 1 in Italien.
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8) Casa Coppi * .....Castellania Coppi (AL), Piemont a) c)
Das Geburtshaus des "Campionissimo" Fausto Coppi wurde im Jahr 2000 in ein Museum verwandelt. Durch die weitgehend original gestalteten Räume spürt man den Hauch der Geschichte wehen. Gezeigt werden u.a. Trikots, Trophäen, Plakate, Titelseiten von Zeitungen und eine gute Handvoll Räder (die aber nicht alle Original-Räder Coppis sind). Im Jahr des 100. Geburtstags des "Campionissimo" wurde der Name seines Heimatortes um den Namen Coppi ergänzt. Sowas geht nur in Italien!
9) Museo dei Campionissimi .....Novi Ligure (AL), Piemont a) b) c)
Das 2003 eröffnete Museum ist laut F.C.I. mit 3000 Quadratmetern Ausstellungs-Fläche das größte Radsportmuseum Europas. Ein Schwerpunkt liegt auf den beiden "Campionissimi" der Region, Costante Girardengo und Fausto Coppi. Der erste, zweifacher Giro-Gewinner und sechsmaliger Milano-Sanremo-Sieger, wurde 1893 in Novi gebohren. Der zweite begann seine Karriere nur ein paar Straßen entfernt vom Museum, im Anwesen des blinden Masseurs und Trainers Biagio Cavanna.
A) AcdB – Museo Alessandria Città delle Biciclette .....Alessandria (AL), Piemont a) b)
In dem erst 2017 eröffneten Museum wird die Radsportgeschichte der Region Alessandria, die außergewöhnlich viele Radhersteller und Radrennfahrer hervorgebracht hat, modern, abwechslungsreich und multimedial präsentiert.
B) Museo della Bicicletta .....Bra (CN), Piemont a) b) c)
Das 2010 eröffnete Museum zeigt neben einer bunten Palette von Fahrrädern aller Art – darunter Rennräder, Lastenräder und skurile Konstruktionen – eine große Zahl von Trikots, darunter einige, die berühmte Profis getragen haben.
C) Museo storico della bicicletta Toni Bevilacqua * .....Cesiomaggiore (BL), Veneto a) c)
Das Museum basiert auf der renommierten Sammlung von Sergio Sanvido (†2015), die 1997 erstmals öffentlich zugänglich war und 2007 der Gemeinde Cesiomaggiore gestiftet wurde. Die Sammlung ist laut F.C.I. "eine der umfassendsten Italiens" und enthält auch viele Rennräder – die leider aufgrund der beengten Räumlichkeiten arg komprimiert präsentiert werden.
Nachtrag 31.01.20: Die Sammlung enthält auch ein "Celerifero". Dieses angeblich 1791 erfundene, lenkungslose Zweirad basiert auf einer Geschichtsfälschung, die 1891 von einem französischen "Historiker" in Umlauf gebracht und 1977 entlarvt wurde – dennoch hält sich diese Legende, ebenso wie die angebliche Fahrradzeichnung Leonardo da Vincis, immer noch hartnäckig in vielen Büchern und Museen.
D) Museo Bicicleria .....Vicenza (VI), Veneto a)
Dieses Museum wird von einer Sammlergemeinschaft betrieben. Der Schwerpunkt liegt auf Alltagsrädern vor dem 2. Weltkrieg, für die auch Ausfahrten organisiert werden. Radsport und Rennräder (auch aus der Nachkriegszeit) erhalten jedoch auch etwas Platz. Das Museum ist nur auf Facebook präsent.
E) Museo della bicicletta a Villaverla .....Villaverla (VI), Veneto
Das erst 2017 eröffnete Museum zeigt viele italienische und französische Rennräder aus den Jahren 1900 bis 1980, daneben auch Militär-, Touren-, Kinder- und Lasten-Räder. In der umfangreichen Trikotsammlung sind fast alle italienischen Größen der jüngeren Vergangenheit vertreten.
F) Museo del Ciclismo Alto Livenza .....Portobuffolé (TV), Veneto b) c)
Dies ist eines der ältesten Radsport-Museen in Italien, die Anfänge gehen zurück bis 1973, zur Sammlung von Toni Pessot. Das Museum ist seit 1995 in der Casa Gaia Da Camino, einem historischen Gebäude aus dem 14ten Jahrhundert, untergebracht und umfasst das übliche Angebot: Rennräder und normale Fahrräder, Trikots und sonstige Erinnerungsstücke.
G) Museo Loris Pasquale .....Salcedo (VI), Veneto a)
Wie viele andere ist dieses seit 2006 öffentlich zugängliche Museum aus einer privaten Sammlung entstanden, die über 60 Räder aus den Jahren 1863 bis 1959 umfasst. Die Kollektion enthält auch Accessoires, Druckerzeugnisse und Trikots.
H) Museo di Biciclette .....Riva del Garda (TN), Trentino a)
Eine Sammlung von ca. 100 "raren und exklusiven" Rädern aller Arten, nicht nur von Rennrädern. Außerdem umfasst die Ausstellung Komponenten und Erinnerungsstücke aus der goldenen Zeit des Radsports von Coppi, Bartali & Co.
I) Museo Moser .....Trento (TN), Trentino a) c)
Das Museum dokumentiert die Erfolge der Radsport-Familie Moser, an denen Francesco – Giro-Gewinner, dreifacher Paris-Roubaix-Sieger und mit 273 Siegen der bis heute erfolgreichste italienische Radsportler – den größten Anteil hat. Besonders sehenswert sind die kurios anmutenden Räder für den Stunden-Weltrekord. Die Ausstellung ist Teil der Verkaufsräume des Weinguts Moser.
J) Museo del Ciclismo Toni Pessot .....Caneva (PN), Friaul b) c)
Während die Räder aus der Kollektion Toni Pessots in Portobuffolé (Museum F) zu sehen sind, kann man die wertvollsten Trikots aus der Sammlung in Caneva besichtigen. Unter den ehemaligen Trägern sind viele illustre Namen wie Bartali, Coppi, Binda, Guerra, Girardengo, Gimondi, Anquetil, van Looy und Merckx.
K) Museo della Bicicletta .....Cosseria (SV), Ligurien a) b)
Das 2010 eröffnete Museum basiert auf der Sammlung von Luciano Berruti (†2017), der zuletzt als das "Gesicht" des historischen Radmarathons L'Eroica internationale Berühmtheit erlangte. Die Sammlung umfasst ca. 100 Räder aller Kategorien, sowie Trikots berühmter Champions.
L) Museo del Ciclismo A. Cuffini .....La Spezia (SP), Ligurien b)
Das Museum zeigt über 250 Trikots, darunter solche von Welt- und nationalen Meistern, Giro-, Tour- und Vuelta-Siegern. Außerdem sind auch Accessoires, Print- und Foto-Dokumente, einige Rennräder und Meilensteine aus der Entwicklung der Schaltungs-Technik zu sehen.
M) Spazio Pantani * .....Cesenatico (FC), Emilia-Romagna c)
Das Museum in der Heimatstadt des letzten Giro-Tour-Double-Siegers (1998) ist nicht allzu groß, aber Fans von Marco Pantani kommen voll auf ihre Kosten. Mit sieben Rennrädern (darunter das erste und das letzte), vielen Trikots, Trophäen und Fotos wird die Karriere von "il Pirata" bis zum frühen Tod 2004 dokumentiert. Wer genug Zeit mitbringt, kann diese dem Studium von Zeitungen und Videos widmen.
N) Museo Ercole Baldini .....Villanova di Forlì (FB), Emilia-Romagna b)
Das dem Olympiasieger (1956), Weltmeister (1958) und Stundenweltrekordhalter (1956) gewidmete, 2003 eröffnete Museum zeigt viele Fotografien, Trophäen, Trikots, ein umfangreiches Medien-Archiv (Bücher, Videos, Zeitschriften), aber nur ein Rad – das vom Giro-Sieg 1958. Ein paar Bilder gibt es bei giroditaliadepoca.eu.
P) Museo del Ciclismo Gino Bartali * .....Ponte a Ema (FI), Toscana a) b) c)
Das dem Coppi-Rivalen gewidmete Museum war zuletzt einige Jahre geschlossen, ist jetzt aber wieder geöffnet, auch wenn die Website noch "Sito in costruzione" meldet. Ein paar Bilder gibt es bei den Florentiner Stadtmuseen. Beim Besuch 2006 konnte mgf, neben Bartali-"Devotionalien" und -Rädern, im Keller auch eine reichhaltige Sammlung von Renn- und Alltagsrädern besichtigen, die teils skurile Stationen der technischen Entwicklung dokumentieren.
Q) Bottega Museo di Ranieri Rossi .....Siena (SI), Toscana c)
Cicli Rossi betreibt ein modernes Radgeschäft in der via Camollia – und hat seinen alten Laden in der via Roma 1 in ein Museum umgewandelt. Präsentiert werden dort Werkstatteinrichtung, Rennräder, Teile, Accessoires und Print-Medien, die meisten Räder hängen leider arg komprimiert an klassischen Rad-Haken.
R) Museo della Borraccia e del Ciclismo .....Terralba (OR), Sardinien
Das kleine, 2015 eröffnete Museum zeigt – wie der Name schon sagt – vor allem Bidons, und zwar hunderte davon, aus allen Epochen. Daneben sind Accessoires und Trikots zu sehen, auch von Weltmeistern, Giro-, Tour- und Vuelta-Siegern.
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Sonstige Museen mit Rad-Abteilungen
Die folgenden Museen beschäftigen sich nicht primär mit dem Radsport, widmen aber dennoch einen mehr oder weniger umfangreichen Teil ihrer Ausstellung dem Fahrrad und/oder Radsport:
S) Museo nazionale della scienza e della tecnologia .....Milano (MI), Lombardei a)
Dieses große Museum ist ein Pendant zum Deutschen Museum in München, es präsentiert ein großes Spektrum der Wissenschaft und Technik, ein breites Publikum ansprechend. Eine Sektion beschäftigt sich mit Leonardo Da Vinci, dessen 500. Geburtstag 2019 weltweit groß gefeiert wurde und dessen Erfindungen hier teilweise als Nachbauten im Maßstab 1:1 zu bestaunen sind, seither trägt das Museum den Zusatz "Leonardo da Vinci" im Namen. Räder und Rennräder gibt es auch in diesem großen Museum – aber sie sind, da unscheinbarer als andere Technik, hier leider nur eine Randerscheinung.
T) Museo miscellaneo Galbiati .....Brugherio (MI), Lombardei b)
Dieses bereits 1950 gegründete Museum bietet ein buntes Sammelsurium aus technischen Geräten, Musikinstrumenten, Grammophonen, Kuriositäten – und Fahrrädern. Die Sammlung von Fermo Galbiati (†2018) umfasst fast 200 Zweiräder aus den Jahren 1791** bis 1950, der Schwerpunkt liegt auf wirklich alten Rädern, nicht auf Rennrädern.
** Nachtrag 31.01.20: Das angeblich 1791 erfundene, lenkungslose "Celerifero" basiert auf einer Geschichtsfälschung, die 1891 von einem französischen "Historiker" in Umlauf gebracht und 1977 als solche entlarvt wurde – dennoch hält sich diese Legende, ebenso wie die angebliche Fahrradzeichnung Leonardo da Vincis, immer noch hartnäckig in vielen Büchern und Museen.
U) Museo de Falegname Tino Sano .....Almenno San Bartolomeo (BG), Lombardei a) c)
Das "Museum des Tischlers" beschäftigt sich natürlich vor allem mit Berufen, die Holz verarbeiten. Aber weil der Gründer ein Radsportfan ist, erhielten auch Fahr- und Rennräder eine eigene Abteilung, in deren Mittelpunkt die Erinnerung an Felice Gimondi und Marco Pantani steht.
V) Museo Nicolis * .....Villafrance di Verona (VR), Veneto a) b) c)
Dieses große Technik-Museum zeigt neben vielen anderen Fahrzeugen und technischem Gerät auch eine äußerst reichhältige Fahrradsammlung mit vielen Meilensteinen und Kuriositäten, anhand derer die Entwicklung der Fahrradtechnik detailliert wie selten dokumentiert wird. Die Kollektion enthält auch viele Rennräder. Empfehlung: viel Zeit mitbringen!
W) Museo Mestieri in Bicicletta .....Fabriano (AN), Marken a)
Dieses Museum ist zwar ein reines Fahrradmuseum, präsentiert aber ausschließlich Lasten- und Nutzräder, die Handwerker und andere Berufe in ihrem Gewerbe einsetzten. Räder von Berufsradfahrern sind leider nicht unter den Exponaten...
X) Museo dell'Automobile E. Ricci .....San Giovanni Teatino (CH), Abruzzen b)
Das 2009 eröffnete Museum präsentiert neben italienischen Autos auch viele Rennräder. Die Familie Ricci ist langjähriger Sponsor des seit 1945 veranstalteten Profirennens Trofeo Matteotti. Das Rad, mit dem Fausto Coppi dieses Rennen 1946 gewann, ist Teil der Austellung, wie auch Trikots anderer berühmter Fahrer.
Hier noch ein besonderer Tipp: Im Valle dei Mòcheni nahe Trento gibt es ein etwas anderes, wohl weltweit einzigartiges "Radsport-Museum"...
Y) Museo del paracarro .....Canezza (TN), Trentino
Dieses rund um die Uhr zugängliche Freilichtmuseum präsentiert Straßenpfosten und Meilensteine aus vielen Ländern der Welt, die entlang eines (geschotterten) Radwegs postiert sind. Die ungewöhnliche Installation von Dario Pegoretti (ein ehemaliger Straßenbauer, Radsportfan und Namensvetter des 2018 verstorbenen Rahmenbaumeisters) erinnert an die glorreiche Geschichte, die der Radsport auf den Straßen dieser Welt geschrieben hat. Jeder einzelne Straßenpfosten ist einem berühmten Rennfahrer oder einem legendären Ereignis gewidmet und mit einer erklärenden Tafel versehen. Dieses Museum lässt sich prima mit einer Radtour über den stillen, aber steilen Passo del Redebus verbinden...
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Weitere Listen von Radsport-Museen im www
Die folgenden www-Seiten enthalten Adressen, Kontaktdaten und teils auch weitere Informationen zu den Radsportmuseen. Manchmal sind die Daten aber leider nicht mehr aktuell (siehe rechts, Museen 6 und O).
a) urban.bicilive.it (Stand 11.03.2019)
b) www.museionline.info (Stand ??)
c) ITALIAN CYCLING JOURNAL (Stand 03.09.2012)
Hinweis: Das "ITALIAN CYCLING JOURNAL" wird auf blogspot.com, gehostet, einer Sub-Plattform von Google, die laut Wikipedia im Jahre 2008 der "weltweit größte Verbreiter von Schadprogrammen" war. Es empfiehlt sich, vor dem Besuch von http://italiancyclingjournal.blogspot.com/2012/09/cycling-museums-in-italy.html die höchste Sicherheitsstufe zu aktivieren.
Dank der Vorarbeit der drei Websites ist diese mondogranfondo.de-Seite jetzt vermutlich die umfassendste Liste von Radsport-Museen in Italien, die derzeit im www zu finden ist. Insgesamt enthält die obige Liste 32 Museen mit einem Schwerpunkt auf Fahrrad oder Radsport. Und wahrscheinlich ist auch diese Aufstellung noch nicht ganz vollständig!
Geschichte mit Zukunft?
Trotz aller Passion und großem Engagement sind Radsport-Museen nicht losgelöst von wirtschaftlichen Zwängen. Wenn kein Idealist hinter dem Museum steht, geht es nicht ohne Eintrittsgelder und Sponsoren. Beides ist abhängig von der Ökonomie im Land und in der Region. Manches Museum in Italien musste schließen, z.B. wenn das Geld der Stiftung aufgebraucht war. Manches öffnete aber nach kurzer (Ghisallo) oder längerer (Bartali) Pause wieder seine Pforten. Beispiele für (zumindest derzeit) geschlossene Museen siehe Spalte rechts.
Fazit: Auch bei italienischen Radsport-Museen gilt, wie bei so manchem Granfondo... "Carpe diem"!
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Die folgenden Museen sind leider bereits selbst Geschichte. Aber vielleicht (hoffentlich) werden sie ja doch irgendwann wieder eröffnet...
6) Museo del Ciclismo Learco Guerra * .....Mantova (MN), Lombardei a) b) c)
Das kleine Museum war seit 1994 Teil des Museo Tazio Nuvolari (das dem ebenfalls aus Mantua stammenden, berühmten Autorennfahrer gewidmet ist). Der in der Zwischenkriegszeit aktive Modellathlet Learco Guerra strahlt auch heute noch auf Bildern eine beeindruckende Präsenz und Faszination aus. Der erste Träger eines rosa Trikots (1931), Weltmeister (1931) und Giro-Sieger (1934) ist beim Umzug des Automuseums und dessen zeitweiser Schließung (2008 bis 2012) leider "unter die Räder gekommen", die Exponate gingen zurück an Guerras Nachkommen.
O) Museo della Bicicletta Giannetto Cimurri .....Reggio Emilia (RE), Emilia-Romagna b) c)
Der Gründer dieses Museums war über 40 Jahre als Masseur und Pfleger der Profis aktiv, seine Sammlung umfasst neben vielen Erinnerungsstücken 135 Fahrräder, darunter Rennmaschinen von Girardengo, Coppi, Bartali, Gimondi und Moser. Das Museum wurde 1994 eröffnet und bereits 2000, nach einem Erdbeben, geschlossen. Nach dem Tod Cimurris 2002 wurde das Museum nicht wieder eröffnet, 2015/16 war ein Teil der Sammlung jedoch für kurze Zeit in Novi Ligure (Museum 9) zu sehen. Vielleicht gibt es ja irgendwann wieder eine ähnliche Gelegenheit.
Z) Museo dello Sport .....Torino (TO), Piemont
Auch dieses Museum war leider nur wenige Jahre geöffnet, von 2012 bis 2015, als es aus Kostengründen geschlossen wurde (was aber anscheinend bei der Kommune Turin bis heute noch nicht angekommen ist...). Ob das Museum irgendwann wieder zugänglich sein wird oder ob die dort (neben Exponaten vieler anderer Sportarten) ausgestellten Räder und Radsport-Accessoires berühmter Champions wie Coppi, Bartali, Merckx, Motta, Balmamion, Moser, Bugno und Pantani inzwischen in anderen Sammlungen gelandet sind, ist unbekannt.
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