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5 Jahre mondogranfondo.de (31.12.22–11.03.23)

Wieder ist ein Jahr vorüber. 2022 verging für den Betreiber dieser Website besonders schnell und hat kaum Spuren hinterlassen, weder auf dieser Website (die wenigen veröffentlichten Beiträge markieren einen Negativ-Rekord), noch in den persönlichen "Granfondo-Palmarès" (so wenige Kilometer waren es noch nie). Vor dem Jahreswechsel in das hoffentlich bessere 2023 erfolgt ein kurzer Blick zurück – vor allem wegen eines "kleinen" Jubiläums:

Diese Website ist – die eine oder andere Unterbrechung mitgerechnet – inzwischen schon mehr als fünf Jahre aktiv. Auf dem Papier sind fünf Jahre nicht viel, aber in unserer schnellebigen Zeit irgendwie doch. Obwohl der Verfasser angesichts der aktuellen Situation nicht in Feier-Laune ist, soll dieses "kleine Jubiläum" nicht unkommentiert bleiben.

 

Massive Veränderungen und ein Blick in die Zukunft...

Auch wenn seit dem Start von mondogranfondo.de nur fünf Jahre vergangen sind, hat sich seither doch so vieles verändert. Ein Datenschutz-Exzess wurde bewältigt. Dagegen ist die Corona-Pandemie noch nicht ausgestanden (zumindest nicht für den Verfasser). Und in Osteuropa tobt ein Krieg mit massiven Auswirkungen auf unseren Alltag. Und wer weiß, was noch alles auf uns zukommen wird. Die Welt ist jetzt schon eine andere als noch vor fünf Jahren.

Gefühlt hat sich in den letzten fünf Jahren schon fast soviel verändert wie in den zwanzig Jahren davor, auf die der erste auf dieser Website veröffentlichte Beitrag zurückschaute. Veränderungen bringen fast immer Gutes und Schlechtes mit sich. Eins haben Corona-Lockdown, Klima-katastrophen und Krieg vor der Haustür allerdings klar gemacht: Uns geht es hierzulande, im freien Europa, doch immer noch sehr gut. Und die Erfahrungen im ersten Corona-Jahr haben daran erinnert, dass man auch ganz ohne Wettbewerbe auf dem Rad viel Spaß haben kann.

Dies gibt dem Autor etwas Hoffnung für die Zukunft – auch wenn seit der Covid-Erkrankung nichts mehr so ist wie zuvor. Die Form ist inzwischen so schlecht wie seit 30 Jahren nicht. Aber selbst wenn längere Pässetouren heuer nicht drin waren, gab es eine neue Erkenntnis: Auch ein kurzer "Fondo" kann Spaß machen, wenn die Strecke passt. Die Maratona 2022, für den Autor die einzige Veranstaltung im vergangenen Jahr, ermöglichte zudem den Blick in eine Zukunft als "Tourist"...

 

Fixstern: Die Maratona dles Dolomites

Die Veranstaltung, der sich der erste Beitrag auf dieser Website widmete, steht somit fast zwangsweise auch nach fünf Jahren mondogranfondo.de wieder im Mittelpunkt: die Maratona dles Dolomites. Auch bei diesem Granfondo gab es in den vergangenen Jahren ein paar Veränderungen.

Die Zahl der zugelassenen Starter wurde heuer erstmals reduziert, von 9.000 auf 8.000. Beim Magazin TOUR hat man offenbar nicht mitgekriegt, dass dies ein freiwilliger Schritt war, nicht nachlassendes Interesse der Teilnehmer. Auf den Erlebniswert, die Dichte der Teilnehmer auf der Straße und das Risiko, am ersten Berg in einen Stau zu geraten, wirkte sich diese Selbstbeschränkung positiv aus – obwohl die Maratona jetzt immer noch 1.000 Starter mehr annimmt, als Ötztaler und Drei-Länder-Giro zusammen! 2022 betrug die Chance in der Verlosung übrigens knapp 20 Prozent – und lag fast so hoch wie 2018.

Beschränken möchte die Maratona auch die negativen Auswirkungen auf die Umwelt. Seit 2019 ist die Veranstaltung ein "Green Event". 2022 gab es im Ziel erstmals (in diesem Jahrtausend) Mehrweggeschirr, auch die im Alltag prima nutzbare Baumwolltasche für das Starterpaket gibt es wieder. Die Plastiktüte 2021 war offenbar nur ein einmaliger, Corona-bedingter Ausrutscher. Die Renn-Jury nutzt seit Jahren Elektroautos, die Mechaniker inzwischen Pedelecs – die hoffentlich alle mit Strom aus regenerativen Quellen geladen werden...

Auch bei vielen anderen Details – z.B. bei der Teilnehmer-Medaille, neuerdings als "0-km-Produkt" von Handwerkern des Gadertals aus natürlichen Materialien gefertigt – wird die Nachhaltigkeit stärker betont als bei anderen Granfondos. Zitat: "Die Maratona dles Dolomites - Enel möchte, nicht nur dank der gezielten Maßnahmen, sondern auch dank der Hilfe der beteiligten und unterstützenden Unternehmer immer größere Schritte in Richtung eines Morgens unternehmen, die der Zukunft mit größerer Achtung vor der Umwelt entgegenblickt. Wir wissen es alle: Diese Erde gehört nicht den Menschen, der Mensch gehört zur Erde."

 

Nachhaltiger Tourismus in den Dolomiten

Nachhaltig beinflusst wird diese Strategie von Michil Costa, dem Präsident des Organisationskomitees, der 2022 das Buch "Raus aus dem Rummel – ein Plädoyer gegen die touristische Monokultur" geschrieben hat. Einer der darin geäußerten Gedanken zielt auf eine längere Verweildauer der Touristen ab, was den An- und Abreiseverkehr reduziert. Die Ausweitung des Anteils der Hotel-Pakete bei der Maratona (deren absolute Zahl nicht reduziert wurde) ist auch vor diesem Hintergrund logisch, nicht nur aus Sicht des – natürlich auch – profit-orientierten Hoteliers.

Eine Maratona, bei der alle Teilnehmer erst am Samstag anreisen und bereits am Sonntag wieder weg sind, hätte jedenfalls keine Seele und Zukunft mehr (dass solches Verhalten den Gemeinschaftsgeist tötet, hat der Verfasser vor 20 Jahren selbst erlebt). In dem Buch nennt Costa auch das Erfolgsgeheimnis der Maratona: Die freiwilligen Helfer seien ihre Kraft und Inspiration. Auch für mgf ist das eine Besonderheit der Maratona, nicht alleine und nicht einzigartig, aber ein wesentlicher Faktor für's Wohl- und Daheimfühlen in den Dolomiten. Leider war bisher nur Zeit, dieses Buch zu "überfliegen", aber irgendwann lässt sich sein Inhalt bestimmt noch für einen Beitrag auf mondogranfondo.de verwerten.

Noch ein TV-Tipp zum Thema nachhaltiger Tourismus: Der Bayerische Rundfunk beleuchtete dieses Thema in der Dokumentation "Weltnaturerbe in Gefahr? Wie Südtirol um seine Zukunft kämpft" (lief u.a. am 26.09.22 auf Arte, Wiederholung am 30.01.23, 21:00 Uhr, auf ARD alpha). Darin werden in irren Auswüchse des schnellebigen "Instagram-Tourismus" gezeigt. Inzwischen unternimmt die Provinz Südtirol etwas dagegen, es gibt bereits einen Bettenstopp (der den Status Quo einfriert) und ein Landestourismus-Entwicklungskonzept 2030+. [Nachtrag 11.03.23]

Laut BR ist eine der geplanten Maßnahmen die massive Einschränkung des motorisierten Individualverkehrs auf der Sellaronda, der bis 2030 mehr als halbiert werden soll – was dem Rad-Touristen nur recht sein kann. Michil Costa (der in der Dokumentation auch kurz zu Wort kommt) und die Radveranstaltungen in den Dolomiten – als Beispiel wird der Sella Ronda Bike Day vom 17.09.22 gezeigt, mit Schnee auf den Pässen! – werden durch die staatlichen Maßnahmen in ihrem Kurs bestätigt.

 

Obwohl es 2022 auch negative Schlagzeilen gab, wird die Maratona dles Dolomites sicher den richtigen Weg einschlagen und sich weiter entwickeln. In diesem Sinne: Allen ein gutes, neues Jahr!

 

P.S. Auch nach fünf Jahren gibt es immer noch einige Lücken im Themenspektrum dieser Website. Zwar wurden seit dem "Aufheben der Baustelle" schon noch diverse grundlegenden Inhalte ergänzt, aber die meisten seither veröffentlichten Beiträge fallen eher unter "Schöner Wohnen". Weil letzteres mehr Spaß macht, werden die noch verbliebenen, auf der Navigations-Seite genannten Rest-Themen sicher auch im nächsten Jahr noch nicht abgearbeitet sein.

Für die Leser von mondogranfondo.de scheint das aber kein Problem zu sein, das vorhandene Informationsangebot hat offensichtlich sein "Stammpublikum". Die Zahl der Seitenaufrufe hat sich jedenfalls trotz der reduzierten Aktivität des Autors 2022 kaum verändert, sie lag im Schnitt bei ca. 100 pro Tag. Nur am 17.10.22 wurden unglaubliche 10.451 Seitenaufrufe (ohne "Bots") verzeichnet – keine Ahnung, was an diesem Tag schief gelaufen ist...

 

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2022 brachte der Betreiber dieser Website gleich zwei Trikots von der Maratona mit nach Hause. Neben dem wieder mal stilvoll gestalteten Veranstaltungstrikot (links, passend zum diesjährigen Motto in grün und dezent mit floralen Motiven bedruckt) auch ein in den Farben von mondogranfondo.de gehaltenes Souvenir – das erste während eines Granfondos gekaufte Trikot im Schrank des Verfassers!

 

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Persönliche Erkenntnisse aus der Maratona 2022:

Diese Maratona war für den Autor anders als alle zuvor. Aufgrund der Vorgeschichte war klar, dass erstmals die Sellaronda reichen musste. Auch wenn mit Quälen mehr drin gewesen wäre und sich deshalb zunächst ein schlechtes Gewissen einstellte, war das die richtige Entscheidung. Der total stressfreie, entschleunigte Ansatz brachte erstaunliche, neue Erkenntnisse.

Der Start von ganz hinten hatte überraschende Vorteile: Wenn man sich bergauf Zeit lässt, hat man in den Abfahrten freie Bahn – das war für den Autor heuer schon ab dem Passo Campolongo der Fall. Durch die geringe Verkehrsdichte gab es kaum Situationen, in denen man durch andere Fahrer gebremst wurde oder irgendwie Stress aufkam. Eins ist jedenfalls sicher: Noch nie haben die Sellaronda-Abfahrten bei der Maratona soviel Spaß gemacht!

Dank der montierten "Mortirolo"-Kurbel – mit Untersetzung! – blieb die Belastung trotz mangelhafter Vorbereitung gering, der Puls immer unter 130, das Herz im unkritischen Arbeitsbereich, und die Zahl der Zwischenstops hielt sich in Grenzen. Der Einkaufsstop am Grödnerjoch dagegen war geplant – und erfolgreich: Der Souvenir-Laden hatte das schon seit Jahren auf der Wunschliste stehende Trikot erstmals in passender Größe im Angebot!

Ohne sportlichen Anspruch im Touristen-Modus unterwegs zu sein, war eine ganz neue Erfahrung. Das lockere, stressfreie Fahren im hinteren Feld, mit dem einen oder anderen Plausch und Caffé doppio an der Verpflegung am Grödnerjoch ist etwas, was nicht nur Rentnern Spaß machen kann. Ganz abgesehen vom ausgiebigen Genuss des Panoramas, der bei hoher Belastung nicht möglich ist – die Aussicht vom Sellajoch, bei traumhaftem Wetter, auf Marmolata, Langkofel und Co., ist kaum zu übertreffen.

In gewisser Weise war die Maratona 2022 damit ein Blick in die Zukunft: Auch mit geringerer Leistung kann und wird Rennradfahren noch viel Spaß machen, die Angst vor dem Alter ist dadurch beim Verfasser inzwischen geschwunden... ;-)

 

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Doping der modernen Art?

Am anderen Ende des Starterfeldes interessierte sich man sich für ganz andere Dinge. Erstmals wurde ein Maratona-Sieger des "Motor-Dopings" verdächtigt. Stefano Stagni wurde in einem "Shitstorm" im www beschuldigt, an den letzten beiden Pässen, Giau und Falzárego, mit Motorunterstützung gefahren zu sein.

Ähnlich wie nach Fabian Cancellaras überlegenen Siegen 2010, bei der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix, erweckte neben der Leistung auch eine verdächtige Handbewegung Misstrauen. Und wie im Fall Cancellara konnten die Verdächtigungen auch im Fall Stagni weder bewiesen noch entkräftet werden. Die Organisatoren der Maratona haben dennoch verschärfte Kontrollen für 2023 angekündigt – wenn man dem Corriere della Sera (leider nicht mehr kostenlos abrufbar) glauben darf, sollen alle (!) Räder auf versteckte Motoren gescannt werden.

Gemäß den Artikeln 17 und 26.4 der Teilnahmebedingungen waren solche Kontrollen schon seit Jahren möglich, wurden bisher aber wohl nicht durchgeführt. Der Aufwand für eine 100-Prozent-Kontrolle wird sowieso in keinem Verhältnis zum erzielten Effekt stehen. Das Geld würde nach Überzeugung von mgf bei Kontrollen der humanen Motoren mehr bringen, die Furcht vor einem positiven Test hätte sicher positive Auswirkungen auf die Gesundheit manches Teilnehmers. Bei der Kontrolle der Radtechnik sollte es ausreichen, die Räder der vorne Plazierten zu prüfen, um Schlagzeilen wie 2022 künftig zu vermeiden.

 

 

 

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