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Granfondo-Album 3a: Cima Coppi (11.06.20)

Teil 2 dieses umfangreichen Granfondo-Albums vervollständigt die Liste von Veranstaltungen, deren Strecke einen Pass beinhaltet, der früher einmal die Cima Coppi des Giro d'Italia war – und beginnt gleich mit dem schwierigsten Granfondo Italiens.

Aufgrund der Chronologie empfiehlt es sich, zuerst Teil 1 dieses Granfondo-Albums zu lesen. Man könnte aber auch am Ende dieses Teils 2 starten, mit der allgemeinen Übersicht zur Geschichte der Cima Coppi, die auch zwei Ranglisten enthält.

Dieses Granfondo-Album geriet sehr umfangreich, weil der Radsport eine der traditionsreichsten Sportarten ist. Kaum eine andere Disziplin kann derart viele Geschichten und Legenden erzählen wie der Straßenradsport. Die einzigartige Verbindung aus Sport, Technik und Tradition ist für mgf eine Hauptquelle der Faszination, die vom Radsport ausgeht.

Dass man sich bei den Cima-Coppi-Anstiegen auf sporthistorischem Boden bewegt, machen auch die vielen Radsport-Monumente und Gedenksteine deutlich, die hier öfters zu finden sind als anderswo. An den 16 Cima-Coppi-Anstiegen hat mgf insgesamt neun Denkmäler gezählt, einige Hinweise dazu wurden auch im Teil 1 noch nachträglich ergänzt.

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Dieser Pass stellt alle anderen weit in den Schatten, wenn man die Summe aus Landschaft und Schwierigkeitsgrad, Straßenbau- und Radsportgeschichte betrachtet. Das Stilfserjoch (Passo dello Stelvio) wurde in diesem Granfondo-Album auf zwei Teile aufgeteilt, weil sowohl die Westseite als auch die Ostseite (im Bild) mehr legendäre Episoden lieferten als andere Pässe. [Foto: Alemosca92, CC-Lizenz 4.0]

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Nachtrag 20.12.20: Granfondo-Profile wurden ergänzt.

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Legenden, auf zwei und vier Rädern

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Die Cima Coppi: Passo Manghen

2.047 m Meereshöhe, 16,0 km Anstieg, 1.241 Hm (ø 7,8%, max. 12,0%), Cyclingcols-Profil-Index 1042,
1x Cima Coppi 2019

Die schwere, klassische Seite ist von Süden, und so fuhr auch der Giro bei fünf von sechs Überfahrten diesen sonst wenig frequentierten Pass. Der Manghen ist der jüngste Neuzugang in der Cima-Coppi-Liste, er kam erst 2019 dazu – und das war eigentlich gar nicht geplant: Durch Änderung der 16. Etappe entfiel der Passo Gavia als Cima Coppi, der Preis wurde danach am Manghen vergeben, obwohl das Ziel der 13. Etappe am Lago Serru (2.247 m) höher lag – aber eben auch schon in der Vergangenheit. In ähnlichen Fällen standen oft nach Änderung der ursprünglichen Cima-Coppi-Etappe keine Berge mehr auf dem Plan, die als Ersatz-Cima-Coppi würdig gewesen wären. Und weil der Passo Manghen auch nur knapp über 2.000 Metern liegt, wird er diese Ehre wohl nicht nochmal erfahren. 2019 folgte der Giro fast exakt der Strecke des Sportful Dolomiti Race, passend zum 25. Jubiläum dieses Granfondos. Durch die frühe Position im Rennen, als zweiter von fünf Anstiegen, spielte die Cima Coppi (1. Fausto Masnada) keine Rolle beim Kampf um den Sieg.

Bei drei der sechs Giro-Etappen über den Passo Manghen hieß das Etappenziel Alpe di Pampeago, das nach 16 km Abfahrt und 863 Höhenmetern steilem Anstieg erreicht wird. Am ehesten in Erinnerung ist die 19. Etappe des Giro 1999. Marco Pantani in der maglia rosa überquerte den Berg als Erster der Führungsgruppe und nahm Gilberto Simoni im Schlussanstieg über eine Minute ab. In Alpe di Pampeago zog sich Pantani drei Trikots über, für die Gesamt-, Berg- und Punktewertung! Die Merckx'sche Unersättlichkeit des "Piraten" bei diesem Giro war sicher auch ein Grund dafür, dass sich bei der Konkurrenz das Bedauern über den späteren Fall, nach Madonna di Campiglio, in Grenzen hielt...

Auch wenn die echten Radsport-Dramen am Manghen fehlen, ist dieser stille, landschaftlich reizvolle Pass einen Besuch wert. Der Einstieg von Süden ist nicht leicht zu finden, dafür verirren sich selten Autos auf die schmale Straße. Aussichts-Plätze gibt es seltener als bei anderen Dolomitenpässen, aber die Trassenführung selbst, durch lichten Wald und Almwiesen, bietet schon genug Abwechslung.

Ein interessantes Detail abseits des Radsports: Am Passo Manghen wurde – ebenso zufällig, wie er zum Titel der Cima Coppi kam – auch Motorsport-Geschichte geschrieben. 1977 führte die "Rally San Martino di Castrozza" (mit Start und Ziel im Ort am Passo Rolle) über den Pass. Bei dieser Rallye kam es spontan zum ersten Einsatz der späteren Weltmeister Walter Röhrl und Christian Geistdörfer auf FIAT...

Die beiden hatten sich bei dieser materialmordenden Rallye gegen den Einsatz ihres Privatautos entschieden, bekamen dann durch einen zufälligen Kontakt mit FIAT-Rennleiter Daniele Audetto jedoch überraschend einen Werkswagen gestellt. Mit dem FIAT 131 Abarth lagen sie bis zur letzten Wertungsprüfung (WP) auf Rang zwei hinter dem überlegenen Lancia Stratos von Rallye-Legende Sandro Munari, dann ließen sie einen Teamkollegen vorbei, um diesem wichtige Meisterschaftspunkte zu sichern. Am Passo Manghen lagen Röhrl/Geistdörfer mit ihrer Limousine bergauf hinter Munaris Rallye-Flunder zurück, machten den Rückstand jedoch bergab mit viel Mut und Können mehr als wett und holten die WP-Bestzeit!

Mit ihrer Leistung bei dieser Rallye eroberten die beiden Deutschen das Herz der italienischen Fans und Mechaniker, es war der Beginn einer wunderbaren "deutsch-italienischen Freundschaft", die einen entscheidenden Beitrag zu vier Weltmeistertiteln leistete: Marken-WM für FIAT 1978 und 1980, Fahrer-WM für Röhrl/Geistdörfer 1980, Marken-WM für Lancia 1983. Audettos weitsichtige Prognose von 1978 hat sich erfüllt: "Walter ist der kommende Campionissimo [!]. Er wird für uns eine Menge Rallyes gewinnen, er wird Weltmeister werden und irgendwann wird jeder begreifen, dass dieser Mann der Größte ist, den dieser Sport je hervorgezaubert hat."

Hier drängt sich ein Vergleich geradezu auf: Sportlich bewegte sich Walter Röhrl ebenso auf einer anderen Ebene, wie es Fausto Coppi tat. Röhrl legte wie Coppi besonderen Wert auf die Qualität seiner Siege, die Quantität war weniger wichtig. Damit bescherte er dem Rallye-Sport mehr Sternstunden als jeder andere Fahrer. Und wie nach Coppi kam auch nach Röhrl einer, der zwar erfolgreicher war, aber nicht "größer": Sébastien Loeb hat zwar mehr gewonnen, aber die Erinnerung an die Glanztaten des "Langen" erzeugt bei Rallye-Fans mehr Gänsehaut. Röhrl ist übrigens auch ein leidenschaftlicher Rennradfahrer, wie man unter anderem im Kult-Film "Männer auf Rädern" (Deutschland 1993, Regie Thomas Carlé, Adolf Grimme Preis 1994) erfahren kann. Und beim Arber Radmarathon in seiner Heimatstadt Regensburg ist er seit langer Zeit als Schirmherr aktiv.

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[Quelle: ©www.cyclingcols.com]

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Der Granfondo: Sportful Dolomiti Race

An einem Sonntag Ende Juni (nächste Ausgabe am 20.06.2021), 204 km, 4.900 Hm, mgf-Härtegrad 10,0 [Mediofondo 132 km, 3.050 Hm],
Cima-Coppi-Punkte: 2.047

Bei der Premiere im Jahr 1995 und bis 2007 hieß die Veranstaltung noch "Gran Fondo Campagnolo International" – was am letzten Berg der Route lag: Am Passo Croce d'Aune hatte der Radrennfahrer Tullio Campagnolo der Legende nach am 11. November 1927 sein persönliches Berufungserlebnis, das zur Erfindung des ersten Schnellspanners und Gründung des berühmten Komponentenherstellers führte. Dieses Ereignis wird, typisch für Italien, auf der Passhöhe durch ein Monument gewürdigt. Und der Festakt zum 80. Firmenjubiläum von Campagnolo fand nicht am Firmensitz in Vicenza statt, sondern am Fuß des Passo Croce d'Aune, in Feltre. Hier befinden sich Start und Ziel des (nach mgf-Härtegrad) schwierigsten Granfondos, den Italien zu bieten hat. Über 200 Kilometer und fast 5.000 Höhenmeter gibt es in diesem Land nur noch als "Randonnée".

Nach 19 km Einrollen wird es nie mehr wirklich flach, der eher unbekannten Cima Campo folgen Passo Manghen als "Cima Coppi", der traditionsreiche Passo Rolle und das Finale am bereits erwähnten Passo Croce d'Aune. Während das Campagnolo-Denkmal für die Granfondo-Teilnehmer das Ende der Anstrengungen markiert, ging es für die Profis bei der 20. Etappe des Giro 2019 nach einer halben Abfahrt nochmals bergauf, zur Ski-Station am Monte Avena. Damit war die Giro-Etappe 10 km kürzer als der Granfondo, hatte dafür aber 500 Höhenmeter mehr, in Summe 194 km und 5.400 Hm! Auch diese letzte Bergetappe änderte nichts mehr im Gesamtklassement: Richard Carapaz, der sich auf der 13. Etappe von den Favoriten abgesetzt und auf der 14. Etappe mit einem mutigen Solo-Sieg das rosa Trikot erobert hatte, gewann als erster Equadorianer den Giro.

Falls die Veranstalter des Sportful Dolomiti Race irgendwann mal "eine Schippe drauflegen" wollen, hätten sie noch andere Optionen als den Monte Avena: Vom Rolle kommend, kann man eine Schleife über Gobbera und Passo Brocon mitnehmen, diesen Weg nahm auch der Giro 1956. Und nahe Feltre liegt auch der Monte Grappa. Spätestens eine Zusatzschleife über diesen Giganten würde den Granfondo auf ein Niveau heben, gegen das sogar der Ötztaler Radmarathon eher harmlos wirkt. Aber das wäre wohl schon etwas zu heftig, den Monte Grappa kann man auch gut einzeln und piano fahren, im Rahmen eines verlängerten Wochenendes in Feltre. Auch kulturell hat die alte Stadt einiges zu bieten. Und nur zehn Kilometer entfernt ist das "Museo storico della bicicletta Toni Bevilacqua".

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Langer Marsch durch die Dolomiten

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Die Cima Coppi: Passo Valles

2.033 m Meereshöhe, 20,8 km Anstieg, 1.016 Hm (ø 4,9%, max. 11,0%), Cyclingcols-Profil-Index 676,
1x Cima Coppi 1978

Der recht ruhige, über weite Strecken im Wald verlaufende Passo Valles verbindet die Westrampe des Passo Rolle mit der Ostrampe des Passo San Pellegrino. Dadurch ergeben sich vier Anfahrten und viele Kombinationsmöglichkeiten. Beim Giro wurde der Pass bisher dennoch nur siebenmal befahren, zwischen 1963 und 2003. Zwar hatte er bereits 1962 im Streckenplan gestanden, die Premiere wurde jedoch wegen eines Schneesturms auf der 14. Etappe abgesagt. 1963 holte Vito Taccone als einsamer Ausreißer am letzten Anstieg der 19. Etappe den Bergpreis und den Etappensieg. In späteren Jahren holten prominentere Fahrer die Bergwertung: Felice Gimondi war 1971 Erster, José Manuel Fuente 1973.

1978, bei der fünften Überfahrt, war der Passo Valles die Cima Coppi, auf der 15. Etappe Treviso-Canazei, über Passo Rolle, Valles und San Pellegrino. Der Giro befuhr nur das oberen Drittel des hier gezeigten Profils, ab der Einmündung vom Passo Rolle, 6,7 km vor der Passhöhe. Auf diesem Abschnitt attackierte Gianbattista Baronchelli, er konnte bis auf zwei Fahrer alle abschütteln und war Erster auf der Cima Coppi. Baronchelli besiegte seine Begleiter Alfio Vandi und Johan De Muynck im Sprint und rückte auf Platz zwei der Gesamtwertung vor – den belegte er auch in Mailand, hinter De Muynck. Der Belgier hatte das rosa Trikot bereits auf der 3. Etappe erobert, als ihn die unvorsichtigen Favoriten wegfahren ließen. Am Tag danach gewann ein junger Deutscher das Zeitfahren (wie schon den Prolog) und verpasste die Gesamtführung nur um acht Sekunden: Didi Thurau fuhr nie in Rosa.

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[Quelle: ©www.cyclingcols.com]

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Der Granfondo: Marcialonga Cycling Craft

Meist am letzten Sonntag im Mai (nächste Ausgabe am 30.05.2021), 135 km, 3.900 Hm, mgf-Härtegrad 7,3 [Mediofondo 80 km, 2.488 Hm],
Cima-Coppi-Punkte: 2.033

Diese Veranstaltung eröffnet seit 2007 die kurze Saison der Alpen-Granfondos. Die Organisatoren kommen eigentlich vom Skilanglauf (die tradionsreiche Ski-Marcialonga ist im Breitensport die bekannteste Skilanglauf-Veranstaltung in Italien), bieten aber der Rad- auch noch eine Lauf-Marcialonga an.

2019 wurde die Route modifiziert und schwerer gemacht. Die Granfondo-Strecke bildet die Form einer Acht: Nach Karerpass, Karersee (seit den Herbststürmen 2018 leider kein Idyll mehr) und Reiterjoch (Passo di Pampeago) kommt man wieder durch den Start- und Zielort Predazzo. Hier endet der Mediofondo, während der Granfondo noch eine Schleife über Passo San Pellegrino und Passo Valles dranhängt. Von der Marcialonga wird das hier gezeigte, zur Cima Coppi 1978 passende Profil als finale Abfahrt befahren – wie es auch der Giro 2003 tat, bei seiner vorerst letzten Valles-Passage.

Etwas nervig könnte bei diesem Granfondo die zweite Fahrt durchs Fassa-Tal sein, auf der Hauptstraße von Predazzo rauf bis Moena. Das ließe sich mit der zweiten Schleife gegen den Uhrzeigersinn entschärfen, dann ginge es auf der Hauptstraße schneller (runter). Drei der Pässe liegen oberhalb von 1900 Meter, da kann es Anfang Juni noch ziemlich frisch sein. Tatsächlich wurde die Marcialonga schon einmal, 2013, wegen Schneefalls in den Juli verschoben.

Keine zehn Kilometer von Predazzo entfernt verfolgt ein anderer Veranstalter ein etwas anderes, extremeres Konzept, siehe "La Dolomitics".

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Auch unter den außerhalb Italiens beheimateten Veranstaltungen gibt es drei, die über eine Cima Coppi führen. Da der Giro hin und wieder die Grenzen Italiens verlässt, gab es zwei Jahre, in denen die Cima Coppi im Ausland lag. Und eine weitere Cima Coppi gehört zu den grenznahen italienischen Pässen, die von ausländischen Radmarathons gerne genutzt werden. Dagegen werden die beiden Grenzpässe in der Cima-Coppi-Liste (Colle dell’Agnello und Passo del Sempione / Simplonpass) von keinem Granfondo befahren. Hier bildet nicht nur die Fahrt durchs Ausland eine Hürde, sondern auch der Zwang zu einer Monster-Runde, wenn der Pass nicht hin/zurück oder als Bergankunft gefahren werden soll.

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König der Pässe und Dramen

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Die Cima Coppi: Passo dello Stelvio (Ostseite)

Von Osten: 2.758 m Meereshöhe, 24,8 km Anstieg, 1.846 Hm (ø 7,4%, max. 12,0%), Cyclingcols-Profil-Index 1456, 9x Cima Coppi 1965-2017

Die schwere, klassische Seite ist die Ostrampe. Auch bei der Premiere 1953 fuhr der Giro d'Italia von Prad aufs Stilfserjoch, diese Etappe übertraf alle Erwartungen: Fausto Coppi holte mit einer taktischen und sportlichen Meisterleistung Bergpreis, Etappen- und Gesamtsieg. Mit fünf Giro- und zwei Tour-Gesamtsiegen war er damals der mit Abstand beste Grand-Tour-Fahrer.

Eine tradierte Beschreibung des berühmten Duells Coppi-Koblet ist bei cycling-passion.com zu finden. Dieser übliche überlieferte Ablauf wird von Gallagher jedoch in Frage gestellt, aus Sicht von mgf zurecht: Der größte Fahrer dieser Zeit, Sieger von Giro und Tour des Vorjahres, im "Hochsommer" seiner Karriere, soll keine Ambitionen mehr gehabt haben, einen Rückstand von zwei Minuten aufzuholen und zudem als erster Sieger eines Bergpreises am höchsten Alpenpass Italiens in die Geschichte einzugehen? Schon früher hatte sich Coppi immer wieder als Meister der peniblen Vorbereitung und Taktik, manchmal bis hin zur Intrige, erwiesen. Sein Verhalten gegenüber Koblet war sicher kein Eingeständnis seiner Niederlage, sondern eher ein leicht fieser Trick. Wir alle wissen, welchen Wahrheitsgehalt Aussagen von Rennradfahrern zu ihrer Form und ihren Ambitionen haben, das war damals sicher nicht anders...

1961 wurde das Stilfserjoch zum dritten Mal vom Giro befahren – das war aber zunächst nicht geplant: Wegen eines Erdrutsches ging die 20. Etappe Trento-Bormio statt über den Passo Gavia über den Stelvio. Charly Gaul wäre der Gavia vermutlich lieber gewesen, jetzt atackierte er am Stelvio bei eisigen Temperaturen und ließ alle anderen stehen.Die Cima Coppi und der Etappensieg waren ihm nicht zu nehmen, seinen Rückstand im Gesamtklassement konnte er jedoch nicht mehr aufholen, den Giro gewann Arnaldo Pambianco vor Jacques Anquetil.

Als Cima Coppi wurde die Stelvio-Ostseite erstmals 1972 gewertet, als Ziel einer nur 88 km kurzen Etappe, die von Livigno über den Ofenpass führte. Josè Manuel Fuente siegte vor seinem Teamkollegen Galdos, Eddy Merckx nahm er zwei Minuten ab. Das rosa Trikot, das Merckx ihm nach vier Tagen auf der 7. Etapppe genommen hatte, konnte der Spanier aber nicht zurückholen.

1975 gab es ein identisches Finale, nur mit 100 km mehr Anlauf. Und der Stelvio bildete sogar das Ziel des gesamten Giro! Die 21. Etappe führte von Alleghe über den Passo San Pellegrino und den Karerpass aufs Joch. Auch diesmal scheiterte die finale Attacke eines spanischen KAS-Fahrers aufs rosa Trikot: Francisco Galdos hatte das Trikot zehn Tage getragen, aber auf der 13. Etappe verloren, am Vortag konnte er 1:20 Minuten auf den überraschenden Spitzenreiter Fausto (sein Vater war ein Coppi-Fan) Bertoglio gut machen, nun fehlten nur noch 41 Sekunden. Am Stelvio aber half alles nichts, Bertoglio war am Ort der Ruhmestat seines Namenspaten nicht abzuschütteln, überquerte an Galdos' Hinterrad den Zielstrich und beendete eine lange Durststrecke, die sich nur noch einmal (1992 bis 1996) wiederholte: Fünf lange Jahre hatte kein Italiener mehr den Giro gewonnen. Felice Gimondi, der Sieger von 1969, wurde 1975 Dritter, 1976 siegte er zum dritten Mal. Überraschungssieger Bertoglio kam nur noch einmal (1976) auf Gesamtrang drei.

1980 gelang Renault-Teamchef Cyrille Guimard ein taktisches Meisterstück am Stelvio. Vor der 20. Etappe lag Bernard Hinault in der Gesamtwertung gut eine Minute hinter Wladimiro Panizza zurück. Auf der Fahrt von Cles nach Sondrio ließen die Favoriten in Meran eine Ausreißergruppe ziehen, in der sich drei (!) Renault-Fahrer befanden, darunter Jean-René Bernaudeau, der sich den Bergpreis auf der Cima Coppi holte – und dann auf Hinault wartete, der die Favoritengruppe mit vier Attacken zerlegt und Panizza als letzten Verfolger abgeschüttelt hatte. Das Renault-Duo absolvierte die letzten 80 km bis zum Ziel im Stil eines Paarzeitfahrens, Bernaudeau gewann die Etappe, Hinault den ersten von drei Giros – und der "Dachs" nahm nur dreimal am Giro teil!

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[Quelle: ©www.cyclingcols.com]

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Der Granfondo: Dreiländer-Giro

Meist am letzten Sonntag im Juni (nächste Ausgabe am 27.06.2021), 168 km, 3.300 Hm, mgf-Härtegrad 7,5 [Mediofondo 120 km, 2.900 Hm],
Cima-Coppi-Punkte: 24.822

Auf Kurz- und Langstrecke sind je 1.500 Teilnehmer zugelassen. Seit einigen Jahren führt auch die Kurzstrecke über den Stelvio, dadurch wird allen 3.000 Teilnehmern genug geboten: dieser Radmarathon ist eine der wenigen Gelegenheiten, das Stifserjoch ohne Autoverkehr zu befahren.

Mehr Details zu dieser Veranstaltung siehe Granfondo-Album 1.

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Austrias höchste Höhen

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Die Cima Coppi: Großglockner (Hochtor)

2.506 m Meereshöhe, 33,6 km Anstieg, 1.911 Hm (ø 5,2%, max. 13,0%), Cyclingcols-Profil-Index 1554,
1x Cima Coppi 1971

Im Großglocknergebiet gab es bereits seit den Zeiten der Kelten und Römer einen Passübergang, dessen Trasse jedoch etwas anders verlief. Die heutige Hochalpen-Straße an Österreichs höchstem Berg wurde im Rahmen eines Arbeitsbeschaffungs-Programms zwischen 1930 und 1935 gebaut, neben der Hauptroute mit dem Hochtor-Tunnel als höchstem Punkt (2.506 m) gibt es zwei Stichstraßen zur aussichtsreichen Edelweißspitze (Endpunkt auf 2.572 m) und zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe (2.369 m) am Fuß des schwindenden Pasterze-Gletschers.

Heute wird die mautpflichtige Straße vor allem touristisch genutzt. Eine Maut für Radfahrer wurde vor Jahren diskutiert, jedoch wieder verworfen. Aber auch mit Maut würden diese Bergstraßen zum Pflichtprogramm jedes Pässe-Sammlers zählen. Allerdings sollte man sich eine verkehrsärmere Zeit aussuchen, wie an anderen Pass-Klassikern herrscht hier im Sommer irrer Auto- und Motorrad-Verkehr.

Der grandiose "Alpenstraßen-Spielplatz" wurde bisher zweimal vom Giro besucht, Cima Coppi war der Glockner aber nur 1971. Damals führte die 17. Etappe über die klassischen Nordseite, nach der Cima Coppi am Hochtor kam eine Bergankunft auf der Franz-Josefs-Höhe (2362 m). Beide Male Erster war Pierfranco Vianelli, der Olympiasieger von 1968. Der Gesamtführende Claudio Michelotto brach auf dieser Etappe ein, ließ sich von einem Auto ziehen, blieb noch im rosa Trikot, gab es aber auf der nächsten Etappe doch ab. Den Giro gewann der phlegmatische Schwede Gösta Pettersson, den Teamchef Martini am Glockner quasi zur Attacke nötigte.

2011 kam der Giro noch einmal an den Großglockner, von Süden und ohne Cima Coppi. Das Ziel lag diesmal schon etwas vor der Franz-Josefs-Höhe, am Parkplatz Glocknerhaus (2132 m), auf der 13. Etappe siegte José Rujano (der 2005 am Stelvio die Cima Coppi holte), vor Alberto Contador, der seit der 9. Etappe in rosa fuhr und am Großglockner auch das Berg- und Punkte-Trikot übernahm. Später wurden diese Erfolge annulliert. Bei der Österreich-Rundfahrt zählt der Glockner natürlich zum Standardprogramm, der Bergpreisgewinner wird zum "Glocknerkönig" ernannt.

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[Quelle: ©www.cyclingcols.com]

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Der Granfondo: Glocknerman

Vier Tage Mitte Juni (nächste Ausgabe 09.-12.06.2021?), 997 km, 16.935 Hm, mgf-Härtegrad 41,9 ["Classic": 878 km, 14.273 Hm, Sprint 450km und 7.500 Hm, Härtegrad 18,8],
Cima-Coppi-Punkte: 2.506

Diese Veranstaltung wird hier "außer Konkurrenz" geführt, denn sie ist kein Gran Fondo, sondern ein Ultra-Marathon – laut Veranstalter sogar die "Ultraradmarathon Weltmeisterschaft." Die Strecke mit Start/Ziel in Graz führt über die Großglockner-Hochalpenstraße, mit Wendepunkt in Bruck. Auf dem Hinweg wird der kurze Abstecher zur Edelweißspitze mitgenommen, auch davor und danach folgt man nicht immer den direkten Weg.

Wendepunt der "Classic"-Variante ist an der Edelweiß-Spitze. Hier befindet sich auch das Ziel der Kurzstrecke "Sprint", die mit 450 km (7.500 Hm) einem Granfondo noch am nächsten kommt und laut Veranstalter als "Einstieg in den Ultraradsport... quasi ein etwas anderes 24 Stunden Rennen" ist. Alle Teilnehmer müssen ein Begleit-Fahrzeug mit -Team stellen.

[Höhenprofil wird nicht dargestellt, da mit 450 km außerhalb der Granfondo-Kategorie]

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Coppis Cima Coppi 1949

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Die Cima Coppi: Col d’Izoard

2.361 m Meereshöhe, 31,0 km Anstieg, 1.430 Hm (ø 4,4%, max. 12,0%), Cyclingcols-Profil-Index 913,
1x Cima Coppi 1982

Hätte es zu Fausto Coppis Zeiten schon eine Cima Coppi gegeben, wäre diese beim Giro 1949 der Col d’Izoard gewesen. Einen anderen Höhepunkt markierte der Pass damals dennoch: Die Solofahrt über die fünf Gipfel der 17. Etappe Cuneo-Pinerolo stellt den Zenit von Coppis Karriere dar. Nie zuvor und nie danach war er derart überlegen, mit Ansage schon vor dem Start. So wundert es nicht, dass auch am Col d’Izoard ein Coppi-Denkmal steht: In der "Casse Déserte", 2 km vor der Passhöhe, sind an einem der vielen charakteristischen Felsen zwei Steintafeln angebracht, die an die Tour-de-France-Erfolge von Fausto Coppi und Louison Bobet erinnern.

1964 wurde die legendäre Etappe mit identischer Route wiederholt, auch damals – ein Jahr vor Einführung der Wertung – wäre der Izoard die Cima Coppi gewesen. So erfuhr der Pass diese Ehre erst 1982, bei der dritten (und sicher auch letzten) Auflage von Cuneo-Pinerolo in der klassischen Form. Wie 1964 wurden die hohen Erwartungen auch 1982 nicht erfüllt: Auf der 21. Etappe machte Bianchi zwar an den ersten drei Anstiegen Druck auf Bernard Hinault im rosa Trikot, und als Lucien Van Impe die Cima Coppi als Erster überquerte, war die Spitzengruppe auf zehn Fahrer geschrumpft. Aber obwohl noch drei Bianchi-Fahrer dabei waren, blieben Attacken auf den isolierten Hinault aus. Im Sprint siegte Giuseppe Saronni, der "Dachs" blieb im rosa Trikot und holte seinen zweiten Giro-Sieg.

2009 gab es bei identischen Start und Ziel eine andere Streckenführung. Die für 2020 geplante 20. Etappe Alba-Sestriere (siehe Teil 1) beinhaltet auch den Izoard und entspricht dem heutzutage üblichen "modernen Etappen-Design": Mit 200 km noch nicht zu lange, mit rund 5.000 Hm sehr anspruchsvoll und mit einer Berg-Ankunft bestens geeignet für einen finalen "Showdown" am vorletzten Tag des Giro. Epische Langstrecken wie 1949 sind heute nicht mehr gefragt.

Bei allen Giro-Etappen wurde der Izoard "klassisch" über die Südseite befahren. Die einzigartige Landschaft der "Casse Déserte", das anspruchvolle aber angenehme Höhenprofil und die Radsportgeschichte, die hier bei Tour de France und Giro d'Italia geschrieben wurde, machen diesen Pass zu einem unverzichtbaren Pflichtbestandteil jedes Pässe-Sammler-Palmarès.

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[Quelle: ©www.cyclingcols.com]

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Der Granfondo: Risoul Queyras

An einem Sonntag Ende Juli (derzeit 26.07.2020, noch nicht verschoben), 131 km, 3.450 Hm, mgf-Härtegrad 6,7 [Mediofondo 102 km, 2.650 Hm],
Cima-Coppi-Punkte: 2.361

Eine sehr interessante "Cyclosportive" mit einer klassischen Route: Der Col d'Izoard wird über die "historisch korrekte" Seite, von Guillestre her, gefahren. Die schöne Strecke sucht auf dem Rückweg durchs Durance-Tal Nebenstraßen, die Bergankunft in der Skistation Risoul 1850 setzt einen zweiten Höhepunkt zum Schluss. Die Abfahrt vom Col d'Izoard erfolgt ohne Zeitnahme. Auch die Kurzstrecke bietet Izoard und Bergankunft, sie lässt nur eine Schleife über Puy St Vincent weg. Wenn die Organisation halbwegs so gut ist wie die Route, sollte diese bereits seit 2009 veranstaltete Cyclosportive die lange Anreise wert sein. Besonderheit: beim Startgeld erhalten Frauen 11 Euro Rabatt!

In Risoul 1850 endete auch schon eine Etappe des Giro d'Italia. Die 19. Etappe 2016 brachte eine unerwartete Wende im Gesamtklassement: Vom Startort Pinerolo ging es zum Colle dell'Agnello (2.744 m) fast nur bergauf, 2.400 Hm am Stück. Michele Scarponi überquerte die Cima Coppi als Erster – mit demselben "Spezial-Auftrag" wie Bernaudeau 1980. Auf der Abfahrt machte Steven Kruijswijk im rosa Trikot einen spektakulären Salto in den Schnee, Vincenzo Nibali und Esteban Chaves dockten an ihre vorausgeschickten Teamkollegen (Scarponi und Rubén Plaza) an und nahmen dem angeschlagenen Kruijswijk bis ins Ziel fünf Minuten ab. In Risoul siegte der italienische Meister Nibali, der Kolumbianer Chaves übernahm das rosa Trikot – nur um es am nächsten Tag an Nibali weiterzureichen, der auf der 134 km kurzen Etappe über Col de Vars, Col de la Bonette und Colle della Lombarda nach Sant’Anna di Vinadio weitere 1 1/2 Minuten gutmachte und mit diesem fulminanten Endspurt seinen zweiten Giro gewann.

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Noch mehr Cima-Coppi-Events

Auch abseits von Granfondos kann man eine oder auch mehrere Cima-Coppi-Anstiege in einer Veranstaltung befahren – bei reinen Bergrennen oder bei Brevets und Randonnées. Die Langstreckenveranstaltungen ohne Rangliste gibt es seit vielen Jahren auch in Italien, sie sind jedoch viel seltener als die wettkampfbetonten Granfondos.

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Re Stelvio Mapei
Cima Coppi: Stelvio (24.822 Punkte)

Dieses Bergrennen nutzt die Westrampe ab Bormio, wie bei der ersten Cima Coppi 1965. Die 21,1 km und 1.533 Hm Anstieg (mgf-Härtegrad 2,1) müssen sich die Radfahrer mit den Teilnehmern eines parallel stattfindenden Berglaufs teilen. Für die Rückfahrt von der Passhöhe wird ein Bus angeboten – aber den werden wohl die wenigsten Teilnehmer nutzen. Denn es gibt auch einen Materialservice, der Wechsel-Klamotten zum Ziel bringt.

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Radrennen Prad–Stilfserjoch
Cima Coppi: Stelvio (24.822 Punkte)

Auch auf der klassischeren Ostrampe ab Prad gibt es ein Bergrennen – allerdings nur für Lizenzsportler. Das Rennen ist traditionsreich (über 35 Jahre alt), exklusiv (unter 100 Starter) und anspruchsvoll: Unter zwei Stunden sollte man das Joch schon schaffen, sonst wird es hier peinlich...

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Glocknerkönig
Cima Coppi: Grossglockner (2.506 Punkte)

Diese Veranstaltung nutzt die klassische Nordrampe, wie der Giro 1971 – allerdings nicht ganz bis zum Hochtor, der damaligen Cima Coppi. Es gibt drei Varianten: 28,9 km mit 1.850 Hm (mgf-Härtegrad 2,6), 27,3 km (1.700 Hm) und 12,8 km (1.300 Hm). Bei der längsten Variante ist das Ziel die Edelweißspitze (2.571 m), sonst das Fuscher Törl (2.428 m). Die Strecke ist während der Veranstaltung autofrei.

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Glockner Bike Challenge
Cima Coppi: Grossglockner (2.369 Punkte)

Auf der Südseite des Großglockners gibt es, einen Tag vor dem "Grossglockner Berglauf" (Premiere 1999) seit 2015 auch ein Rad-Bergrennen mit 17,2 km und 1.354 Hm (mgf-Härtegrad 1,8). Ziel ist keine Cima Coppi, aber immerhin das Ziel des Giro 1971, die Kaiser-Franz-Josefs-Höhe (2.369 m). Die Strecke ist während der Veranstaltung autofrei. Eine Kombinationswertung mit dem Berglauf ist möglich.

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Tour d’Ortles
Cima Coppi: Stelvio, Gavia (40.548 Punkte)

Die Strecke dieser schon seit 1988 veranstalteten Randonnée (ohne Rangliste) hat etwas Klassisches, wie der Ötztaler Radmarathon oder die Tour du Mont Blanc. Hier geht es einmal auf dem kürzesten Weg rund um das Ortler-Massiv – das bedeutet eine sehr anspruchsvolle und schöne Tour über Stilfserjoch, Gavia-, Tonale- und Gampenpass. Die Runde mit 250 km und 5.700 Hm (mgf-Härtegrad 12,0) dürfte für viele Hobbysportler die Grenze des Machbaren darstellen.

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La Dolomitics
Cima Coppi: Pordoi, Sella, Giau, Valparola, Valles,
Manghen (46.501 P.)

Diese seit 2014 veranstaltete Randonnée mit Start/Ziel in Tesero, zu Füßen der Alpe di Pampeago, zählt zu den härtesten Radveranstaltungen in Europa. Auf 435 km müssen 17 Dolomitenpässe mit insgesamt 13.800 Hm (mgf-Härtegrad 24,7) bewältigt werden! Es gibt keine Rangliste, nur ein Zeitlimit von 42 Stunden. Die Strecke beinhaltet alle Cima-Coppi-Pässe in den Dolomiten, nur die Sackgasse zu den Drei Zinnen fehlt. Es gibt auch kürzere Varianten, aber nur die kürzeste ist nicht extrem: 270 km mit 7.700 Hm (mgf-Härtegrad 14,5), 240 km mit 7.100 Hm (mgf-Härtegrad 13,1) und 150 km mit 4.000 Hm (mgf-Härtegrad 7,8).

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Radtage

Ganz ohne Zeitdruck und ohne Anmeldung kann man eine Cima Coppi bei autofreien Radtagen genießen: Den Passo dello Stelvio am Radtag Stilfserjoch – der auf Italienisch sehr passend "Scalata Cima Coppi" heißt –, Passo Pordoi und Sella beim Sellaronda Bike Day und den Passo Valparola beim Dolomites Bike Day.

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Zum Schluss noch allgemeine Infos zur Cima Coppi:

Der Sonderpreis "Cima Coppi" wird beim Giro d'Italia seit 1965 am jeweils höchsten Punkt der Rundfahrt vergeben, zum Andenken an Fausto Coppi, den am 02.01.1960 verstorbenen letzten Campionissimo ("Meister der Meister"). Neben einem Geldbetrag erhält der erste Fahrer auf der Cima Coppi auch die doppelte Punktzahl in der Bergwertung.

Schöner Zufall: Die meisten Cima-Coppi-Wertungen (siehe Rangliste) gab es an zwei Anstiegen, die besonders mit dem Namen Coppi verbunden sind: Passo dello Stelvio und Passo Pordoi spielten eine wichtige Rolle bei den fünf Giro-Erfolgen des Campionissimo von 1940 bis 1953.

In manchen Jahren konnte die ursprünglich geplante Cima Coppi nicht befahren werden, meist aufgrund des in großen Höhen zu schlechten Wetters. Wenn danach kein Pass mehr im Streckenplan stand, der einer Cima Coppi würdig gewesen wäre (was 1988, 1989, 1995 und 2001 der Fall war), wurde der Preis nicht vergeben. Nur 2013 und 2019 konnte ein würdiger Ersatz gefunden werden.

Nur zwei Fahrer konnten je drei Cima-Coppi-Wertungen gewinnen: José Manuel Fuente (Spanien, Stelvio 1972, Giau 1973, Tre Cime 1974) und José Jaime González (Kolumbien, Pordoi 1997, Gavia 1999, Agnello 2000). In der Nationenwertung liegt Italien (20 Siege) vor Spanien (12).

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Cima-Coppi-Rangliste nach Höhe:

.1. Passo dello Stelvio..(2.758 m)

.2. Colle dell’Agnello...(2.744 m) [I/F]

.3. Passo di Gavia.......(2.621 m)

.4. Großglockner.........(2.506 m) [A]

.5. Colle d’Esischie.....(2.366 m)

.6. Col d’Izoard.........(2.361 m) [F]

.7. Tre Cime di Lavaredo (2.320 m)

.8. Passo Pordoi.........(2.239 m)

.9. Passo di Giau........(2.236 m)

10. Passo Sella..........(2.214 m)

11. Passo Valparola......(2.200 m)

12. Colle delle Finestre (2.178 m)

13. Passo Manghen........(2.047 m)

14. Sestriere............(2.039 m)

15. Passo Valles.........(2.033 m)

16. Passo del Sempione...(2.005 m) [I/F]

 

Cima-Coppi-Rangliste nach Häufigkeit (bis incl. 2019):

13x Passo Pordoi.........(2.239 m) 1)

.9x Passo dello Stelvio..(2.758 m) 2)

.6x Passo di Gavia.......(2.621 m)

.5x Tre Cime di Lavaredo (2.320 m)

.3x Colle dell’Agnello...(2.744 m) [I/F] 3)

.3x Passo Sella..........(2.214 m)

.2x Passo di Giau........(2.236 m)

.2x Colle delle Finestre (2.178 m)

.1x Großglockner.........(2.506 m) [A]

.1x Colle d’Esischie.....(2.366 m)

.1x Col d’Izoard.........(2.361 m) [F]

.1x Passo Valparola......(2.200 m)

.1x Passo Manghen........(2.047 m)

.1x Sestriere............(2.039 m)

.1x Passo Valles.........(2.033 m)

.1x Passo del Sempione...(2.005 m) [I/F] 3)

1) In 13 Jahren wurden am Pordoi 15 Cima-Coppi-Preise vergeben. 1990 und 1991 wurde er auf derselben Etappe zweimal befahren, es gab je zwei Preise, einen bei der 1. Durchfahrt und einen bei der Zielankunft.
 
2) Hätten alle geplanten Überfahrten am Passo dello Stelvio stattgefunden, wären es insgesamt 13, wie am Passo Pordoi.
 
3) Diese Grenzpässe werden (derzeit) von keinem Granfondo befahren.
 
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Cima-Coppi-Listen:

Wer sich mit dem Thema Cima Coppi beschäftigt, stellt fest, dass sich die verfügbaren Cima-Coppi-Listen manchmal widersprechen. Vermutlich enthalten alle von mgf recherchierten Listen mehr oder weniger viele Fehler. Es ist wie immer: man sollte nie nur einer Information vertrauen, sondern verschiedene Quellen kritisch vergleichen – das gilt auch für die hier auf mondogranfondo.de gemachten Angaben, niemand ist fehlerfrei.

 

Wikipedia.it

Diese Liste scheint noch am korrektesten zu sein und wurde daher für die Auswertung übernommen, sie enthält aus Sicht von mgf nur einen Fehler:

  • Für 1977 wird als Cima Coppi der Passo Valparola (2.200 m) genannt, über den die 18. Etappe verlief. Aber die 17. Etappe beinhaltete laut vieler Quellen (McGann, Marianantoni, Wikipedia.it) den höheren Passo Pordoi (2.239 m). Und die in allen Quellen angegebene Etappenlänge von 220 km ist nur über den Passo Pordoi möglich. Es wäre schon sehr merkwürdig, wenn 1977 nicht der höchste Pass die Cima Coppi gewesen sein sollte.
     
  • Allerdings ist es theoretisch denkbar, dass die 17. Etappe ursprünglich ohne Pordoi, kürzer als 220 km, geplant war und deshalb die Cima Coppi zu Beginn des Giro am Passo Valparola ausgeschrieben wurde. Wenn die Strecke erst danach geändert wurde, wollte man den Cima-Coppi-Bergpreis eventuell nicht mehr versetzen oder hat dies schlicht vergessen – und dann wäre 1977 der Passo Valparola doch korrekt.

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cycling-passion.com

Die von dieser Website auf sechs Einzelseiten, voll mit vielen schönen Geschichten, genannten Cima-Coppi-Anstiege sind fast identisch mit Wikipedia.it, auch hier gilt das oben genannte Fragezeichen. Jedoch enthält sie auch zwei echte Fehler:

  • Die für 1965 angegebene Höhe von 1.958 m Höhe stimmt nicht, siehe Teil 1 dieses Granfondo-Albums. Offensichtlich gab es hier ein Missverständnis: Wikipedia.it schreibt, die Zeit wurde 1965 schon 800 m vor der Passhöhe genommen (die Straße war irgendwo zwischen 300 und 400 m vor dem Gipfel durch einen Schneerutsch nur zu Fuß passierbar). Statt mit 800 Wegmetern hat cycling-passion.com mit 800 Höhenmetern gerechnet...
     
  • Für 1976 werden die Torri del Vajolet als Cima Coppi genannt, das Ziel lag angeblich auf 2.400 m. Das Rifugio Gardeccia liegt aber nur auf 1.948 m Höhe, tatsächliche Cima Coppi 1976 war der Passo Sella (2.214 m). Der für den Cima-Coppi-Preis genannte Gewinner stimmt trotzdem, denn Andrés Gandarias war an beiden Punkten Erster. Am Rifugio Gardeccia endete auch die Königsetappe des Giro 2011.

 

Brendan Gallagher: "Corsa rosa - A history of the Giro d'Italia"

Die Cima-Coppi-Liste (auf Seite 277 f. des Buchs) enthält dieselben Fehler wie cycling-passion.com. Abgeschrieben hat jedoch wohl keiner, beide Listen wurden praktisch zeitgleich veröffentlicht. Laut Gallagher lag das Ziel 1976 an den Torri del Vajolet sogar auf 2.758 m! Das ist sicher ein Kopierfehler der Zeile von 1975: Die Höhe des Stelvio entspricht fast der Höhe der imposanten Vajolet-Klettertürme, aber das Rifugio Gardeccia liegt nur auf 1.948 m Höhe.

 

Peter Leissl: "Die legendären Anstiege des Giro d'Italia"

Auch in dieser Cima-Coppi-Liste (auf Seite 189 des Buchs) finden sich dieselben Fehler wie bei cycling-passion.com, plus einen weiteren: 2003 nennt Leissl den Colle Fauniera als Cima Coppi, aber die Route bog schon vorher zum Colle d’Esischie ab. Leissls Buch erschien 2008, jedoch haben cycling-passion.com und Gallagher nicht hier abgeschrieben, sondern alle drei aus einer anderen Quelle: Bis zum 20.07.17​ enthielt auch die Liste von Wikipedia.it den Fehler bei 1976 (Torri del Vajolet).

 

Luca Marianantoni: "110 anni in rosa"

Obwohl das Buch als umfassendes Chronik- und Statistikwerk überzeugt, enthält die Cima-Coppi-Liste (Seite 252 f. des Buchs) einige Fehler:

  • Für Jahre, in denen die ursprünglich geplante Cima Coppi nicht befahren werden konnte (1988, 1989, 1995 und 2001), nennt die Liste den jeweis höchsten von der Rundfahrt angefahrenen Punkt – aber die von Marianantoni genannten Alternativen waren zum Zeitpunkt der Streckenänderung bereits befahren, eine nachträgliche Preisverleihung gab es nicht. Die ungewöhnliche Zählung hätte zumindest eine Fußnote verdient.
     
  • Für 2009 wird das Blockhaus als Cima Coppi genannt. Tatsächlich war die Cima Coppi jedoch in Sestriere, siehe Teil 1 dieses Granfondo-Albums.
     
  • Dafür sind bei Marianantoni, anders als in den letzten drei Listen, die Angaben für 1976 (Sella) und 1977 (Pordoi) korrekt.

 

 

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Wer noch mehr Informationen zur Cima Coppi sucht, wird im www leider nur auf fremdsprachigen Seiten fündig:

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Hinweise:

Die Originale der Höhenprofile und weitere Infos, auch zu Varianten, sind auf www.cyclingcols.com (Prädikat: "besonders wertvoll") zu finden. Herzlichen Dank an Michiel van Lonkhuyzen für die freundliche Erlaubnis zur Verwendung!

 

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Bei dem für die Granfondos angegebenen mgf-Härtegrad erhält eine virtuelle Referenzstrecke mit 200 km und 5.000 Höhenmetern den Härtegrad 10. Flache 200 km erhalten, ebenso wie 100 km mit 2.500 Hm, den Härtegrad 5.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

m5

 

 

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