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"Granfondo zum Schnuppern" (29.04.18)

Nicht nur im Rahmen eines Granfondos kann man autofrei über berühmte Pässe radeln. Das geht - mit weniger Aufwand und ohne Formalitäten - auch bei einem Radtag, deren Zahl insbesondere in Italien seit einigen Jahren erfreulich zunimmt. Zwar lässt sich die dort herrschende Atmosphäre nicht mit einem echten Wettbewerb vergleichen, aber wer noch nie bei einem Granfondo am Start stand, kann bei einem Radtag erleben, wie es sich anfühlt, zusammen mit Tausenden Radlern einen Berg hochzufahren.

Auch wenn es hier nichts zu gewinnen gibt und der Spaß am Fahren im Mittelpunkt steht, bieten die großen Radtage ein umfangreiches Rahmenprogramm und oft sogar eine bessere Infrastruktur als manche deutsche RTF. Beim Radtag sind - ohne Startgeld! - ein Pass oder gleich mehrere Pässe autofrei, und das nicht nur, wie bei vielen Granfondos, für die Spitzengruppe, sondern viele Stunden für alle. Anmeldung und Attest sind nicht erforderlich, dafür gibt es aber auch (meist) keine kostenlose Verpflegung, keine Zeitnahme und keine Urkunde.

Verpflegung wird durch Vereine angeboten und durch Gasthöfe entlang der Strecke und auf den Passhöhen. Teilweise - zum Beispiel am langen Anstieg zum Stilfserjoch - gibt es auch zusätzliche Tankstellen, an denen kostenlos Obst angeboten wird. Bei den großen Radtagen gibt es sogar spezielle Teilnehmer-Trikots als Souvenir zu kaufen.

 

Die großen Radtag-Klassiker...

Radtag Stilfserjoch (01.09.18): Die "Mutter aller Radtage" (zumindest der italienischen) führt auf die "Königin der Alpenpässe". Die maximale Ausbeute ergibt die Streckenvariante Prad - Stelvio - Santa Maria - Umbrail - Bormio - Stelvio - Prad mit ca. 120 autofreien Kilometern und 4.500 Höhenmetern! Auf den letzten 100 Metern vor der Passhöhe der Ur-Cima-Coppi ist leider Schieben angesagt...

slowUp Mountain Albula (02.09.18): Ein echter Schweizer Klassiker! An der Nordrampe wird einem fast schwindlig, wenn man während der Auffahrt versucht, den Trassenverlauf der Rhätischen Bahn zu verfolgen, die sich neben, über und unter der Straße den Berg hoch windet. Die gesperrte Strecke mit beiden Rampen, Filisur - La Punt & zurück, kommt auf rund 50 km und 2.000 Höhenmeter. Auch 2018 lässt sich dieser Radtag wieder mit dem Radtag Stilfserjoch kombinieren.

Sellaronda Bike Day (23.06.18): Die vier Pässe Pordoi, Campolongo, Grödner- und Sellajoch (54 km, 1.800 Hm) sind ein Muss für jeden Pässeliebhaber. Offiziell empfohlene Fahrtrichtung ist gegen den Uhrzeigersinn - so fährt mgf die Runde auch am liebsten, wegen der grandiosen Abfahrt vom Passo Pordoi nach Arabba (die am "Bike Day" aber leider nicht wirklich genossen werden kann). Die zusätzlich im September geplanten Sellaronda-Radtage wurden in der Vergangenheit leider meist abgesagt.

 

Weitere Radtage in Italien:

Mendel-Radtag (22.09.18): Diesen Radtag gibt es bereits seit 2007. Gesperrt ist nur die Ostrampe des Mendelpasses - aber das ist sowieso die anspruchsvollere und aussichtsreichere. Mit der Stichstraße zur Penegalhütte kommen über 1.300 Höhenmeter zusammen.

Dolomites Bike Day (17.06.18): Premiere war 2017, die Runde führt über Campolongo, Falzárego und Valparola. Der Termin, eine Woche vor dem Sellaronda Bike Day, ermöglicht eine Rad-Woche mit schönen Start- und Schlusstagen.

Monte Grappa Bike Day (26.05.18): Premiere war 2014. Um alle Wege auf den mythischen Berg zu erkunden (zehn davon sind asphaltiert, einige extrem steil), reicht ein Tag nicht aus.

Börz-Plose Bike Day (noch kein Termin 2018): Der Radtag am Würzjoch, das auch sonst nicht überlaufen ist, fand erstmals 2015 statt, 2017 wurde er leider abgesagt. Autofrei ist eine Runde um den Brixener Hausberg Plose (empfohlene Fahrtrichtung ist gegen den Uhrzeigersinn, da weniger steil) und die Verbindung bis zum Würzjoch, außerdem gibt es zwei Stichstraßen zu erkunden.

 

Weitere Radtage im Alpenraum:

Cols réservés (Agnel, Vars, Granon, Galibier, Izoard u.a.)

Oisans Col Series (Alpe d’Huez, Col de la Croix de Fer, Col de Sarenne u.a.)

Val d'Ubaye (Col de Vars, Col d'Allos)

Freipass.ch (Sammel-Seite für Rad-Tage und Granfondos)

"Ride the Alps" (Serie von Schweizer Veranstaltungen)

 

Tipps für den Besuch eines Radtages:

Bei einem Radtag ist alles unterwegs, was zwei Räder hat, von uralten "Single-Speeds" über historische Rennräder, Reiseräder mit Anhängern, Mountainbikes und Tandems bis hin zu e-Bikes. Genauso groß ist die Bandbreite beim Fahrkönnen und Kondition. Deshalb vorsichtig agieren, defensiv fahren und mit allem rechnen - auch mit haarsträubenden Fahrmanövern, die man selbst nie bringen würde...

Sofern vorhanden, sollte die empfohlene Fahrtrichtung eingehalten werden. Gegen den Strom der Masse zu schwimmen, macht definitiv weniger Spaß und kann vor allem bergab gefährlich werden. Wer Spaß in der Abfahrt sucht, ist bei einem Radtag fehlt am Platz!

Früh aufstehen lohnt sich. Der motorisierte Verkehr hält sich meist schon vor dem offiziellen Beginn des Radtages zurück. Und wenn man schon vor der großen Masse startet, sind die Straßen noch freier.

Gelegentlich - leichter und öfter als Granfondos - werden Radtage abgesagt. Offenbar fällt es den Behörden bei Radtagen leichter, eine Genehmigung zu widerrufen oder gar nicht erst zu erteilen. Wer ein Hotel gebucht hat, sollte für den Fall der Radtag-Absage die Möglichkeit der Stornierung vereinbaren oder einen Alternativplan haben.

Da ein Radtag nicht im Wettkampfmodus absolviert wird, sollte nicht nur beim Fahren der Genuss im Vordergrund stehen, sondern auch bei der Verpflegung. Statt klebriger Gels und Riegel darf es auch mal Herzhaftes sein. Die von Vereinen und Gasthöfen angebotenen lokalen Spezialitäten sind in der Regel äußerst nahr- und schmackhaft - und der Umsatz trägt dazu bei, dass der Radtag bei den Einheimischen in guter Erinnerung bleibt und im nächsten Jahr hoffentlich wieder stattfinden kann.

 

Fazit: Mit der richtigen Einstellung lässt sich ein Radtag auf autofreien Pässen richtig genießen. Auch wenn ein echter Granfondo natürlich einen ganz anderen Erlebniswert bietet, kann ein Radtag zwischendurch eine schöne (und kostengünstige) Abwechslung sein.

 

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Dieses Bild ist zwar von einem Granfondo [Bild-Quelle: Maratona dles Dolomites Committee, CC-Lizenz 3.0], aber bei einigen Radtagen herrscht fast genauso viel Betrieb - und eine ähnliche Atmosphäre, auch wenn der Wettkampfgedanke beim Radtag (fast) völlig fehlt.

 

 

 

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