|
2019 - ein guter Granfondo-Jahrgang? (12.05.19)
In Italien ist die Granfondo-Saison in ihrer heißen Phase, ein gutes Drittel der rund 200 bei Dalzero.com gelisteten italienischen Veranstaltungen hat bereits stattgefunden, einige große Granfondos sind längst ausgebucht. Höchste Zeit, die Grandfondo-Liste von mgf zu aktualisieren. Ein paar interessante Veranstaltungen sind dazugekommen, außerdem wurde die Gelegenheit genutzt, den Kalender diesmal etwas genauer zu analysieren. Ist 2019 ein guter Granfondo-Jahrgang?
Ein paar Veranstaltungen sind zwar leider zwangsweise aus der mgf-Liste verschwunden, aber dafür wurden auch ein paar neue ergänzt (die es fast alle schon seit einigen Jahren gibt):
Granfondo Via del Sale am 05.05.19: eine interessante Alternative für ruhigere Sportler, denen die Nove Colli als ein zu großes Spektakel, die Anmeldung zu stressig und das riesige Starterfeld zu gefährlich erscheint. Start/Ziel ist in Cervia, der nördlichen Nachbarstadt von Cesenatico. Die Strecken sind nicht ganz so anspruchsvoll wie bei Nove Colli (bis zu fünf Colli mit 2.400 Hm auf 174 km) - aber zum Saisonstart kommt das sicher manchem entgegen.
Granfondo Straducale am 02.06.19: Mit Start/Ziel im mittelalterlichen Urbino, Universitätsstadt, "Wiege der Renaissance" und Weltkulturerbe, rentiert sich die etwas weitere Reise in die Region Marken nicht nur wegen des Granfondos, der auf einer anspruchsvollen, hügeligen Strecke durch eine schöne, uralte Kulturlandschaft rund um den "heiligen Berg der Römer" führt.
Marcialonga Cycling Craft am 02.06.19: eröffnet die kurze Saison der Alpen-Granfondos. Die Organisatoren kommen eigentlich vom Skilanglauf (die tradionsreiche Ski-Marcialonga ist im Breitensport die bekannteste Skilanglauf-Veranstaltung in Italien), bieten aber auch Rad- und Lauf-Marcialongas an. Mit Passo Pampeago (Reiterjoch), Passo San Pellegrino und Passo Valles geht es dreimal über 1900 Meter - da kann es Anfang Juni noch ziemlich frisch sein. Heuer lässt sich dieser Granfondo prima mit dem Giro d'Italia verbinden.
Top Dolomites Granfondo am 08.09.19: findet heuer erst zum zweiten Mal statt, mit einem sehr ungewöhnlichen Höhenprofil. Der Start/Zielort Madonna di Campiglio bildet mit 1.550 Meter den höchsten Punkt, es geht runter bis auf 65 Meter, die dazwischen gefahrenen Pässe liegen auf max. 1.000 Meter - so besteht trotz des späten Termins Anfang September kaum Gefahr eines Wittereinbruchs.
Gran Fondo Marco Pantani am 22.09.19: Die "Pantanissima" stand schon bisher in der Liste von mgf, zur zwölften Ausgabe ändert sich nur der Name in "Gran Fondo Marco Pantani" - so hieß von 2005 bis 2010 der heutige "Gran Fondo Internazionale Gavia & Mortirolo". Am Tag vor dem Granfondo zum Gedenken an den legendären Kletterer aus Cesenatico gibt es seit 2018 das Profirennen "Memorial Pantani". Der Monte Carpegna, "Hausberg" des Piraten, ist zwar nicht Teil der Granfondo-Strecke, aber den kann man auch als separate Tour fahren - wegen der weiten Anreise sollte man sich sowieso ein paar Tage Zeit nehmen. Im September ist es an der Adria wieder ruhiger, bevor die Gehsteige endgültig hochgeklappt werden.
Granfondo del Gallo Nero am 22.09.19: Ebenfalls eine schöne Gelegenheit zum Abschluss der Saison, in der Toskana ist es Ende September oft noch angenehm warm. Die Strecken führen durch anspruchsvolles Hügelland und nur über Asphalt - aber wer mit einem Start beim Gran Fondo Strade Bianche oder beim "historischen Marathon" L'Eroica liebäugelt, kann sich bei dieser Gelegenheit trotzdem mal die "weißen Straßen" anschauen...
Was bringt die Granfondo-Saison 2019 Neues? Die gefühlten Trends 2019 (auf Basis von rund zwei Dutzend gesichteten Reglements, jedoch ohne statistischen Beleg) sind:
- Die absolute Zahl der Veranstaltungen scheint leicht rückläufig zu sein - wenn mgf korrekt gezählt hat, enthielt der umfangreiche Kalender von Dalzero.com 2017 ein paar Granfondos mehr.
- Inzwischen wird häufiger ein Attest von allen ausländischen Startern gefordert - egal, ob diese eine Jahreslizenz haben oder nicht.
- Aber inzwischen wird von Ausländern auch häufiger eine Gebühr für die Tageslizenz verlangt. Die Lizenzgebühr liegt meist bei 15 Euro, Vielfahrer sparen mit Jahreslizenz so doch etwas Geld.
- Die großen Veranstaltungen fordern vermehrt einen Attest-Upload, den aber die Zeitnahme-Dienstleister meist gleich mit anbieten, der 2018 eingeführte Service DataHealth hat kein Monopol erlangt.
- Manchmal führt die Nutzung moderne Kommunikationswege zu ungewöhnlichen Stilblüten: Beim Granfondo del Gallo Nero ist eine Anmeldung online beim Zeitnahme-Dienstleister möglich oder auch per eMail beim Veranstalter – und zudem über WhatsApp! Wegen der DS-GVO ist dies zumindest in Deutschland gar nicht zulässig, aber Italien hat offenbar andere Gesetze...
- Auch interessant: Das Anmelde-Portal ENDU nutzen inzwischen nicht nur Granfondos mit ChampionChip-Zeitnahme, sondern auch solche mit WinningTime-Chip - obwohl der Betreiber des Portals, der Zeitnahme-Dienstleister SDAM, nur mit ChampionChip arbeitet.
Fazit: Auch 2019 ist wieder ein guter Granfondo-Jahrgang. Bei mancher Veranstaltung hat sich zwar die eine oder andere Kleinigkeit geändert und die Anmeldung verkompliziert. Aber unter der Vielzahl der Granfondos finden sich immer noch genug Veranstaltungen vom "alten Schlag".
Und auch die große Vielfalt blieb erhalten, bei dem breiten Angebot wird jeder seinen Lieblings-Granfondo finden. Allerdings befindet sich der Kalender in einem ständigen Umbruch, Veranstaltungen kommen und gehen. Und manchmal muss man den richtigen Zeitpunkt erwischen, um die besten Gelegenheiten nicht zu verpassen – Fortsetzung folgt...
|
|
 
Die Granfondo-Saison 2019: Die Kurven sehen fast aus wie das Höhenprofil eines Mediofondos, bei dem ein paar Zahlen durcheinandergeraten sind. Tatsächlich geben sie die Veranstaltungszahlen in der Saison 2019 wieder - aufgeteilt nach Monaten und Regionen (als "gestapelte Summen", Region Mitte zwischen den Linien La Spezia - Bologna und Neapel - Gargagno). Die Auswertung der bei Dalzero.com gelisteten italienischen Granfondos bestätigt die Erwartungen:
- Im August ruht das öffentliche Leben südlich der Alpen komplett, alle sind in Urlaub, dann findet auch kein Granfondo statt (bis auf eine Veranstaltung am letzten Sonntag im August).
- Granfondos im Hochsommer sind wegen der hohen Temperaturen sowieso nicht sinnvoll, 71% aller Veranstaltungen finden von März bis Juni statt, Ende Mai ist bereits die Hälfte der Granfondos über die Bühne gegangen.
- Nur die alpinen Granfondos (mit echten Alpenpässen, hellgrünes Segment) haben einen anderen Saisonverlauf - die 20 Veranstaltungen finden, bis auf zwei Ausnahmen, alle im Juni und Juli statt.
- In der Region Süd gibt es weniger Granfondos – der Anteil beträgt nur 15,3 %, während die Regionen Mitte (43,4 %) und Nord (41,3 %) fast gleichauf liegen. Grund für den Rückstand des Südens sind nicht nur die noch etwas höheren Temperaturen (Saisonhöhepunkt bereits im April), sondern auch dünnere Besiedelung, schlechtere Erreichbarkeit, geringere Finanzkraft (von Sponsoren) - und die reichere Radsport-Tradition im Norden.
- Etwas überrascht hat mgf lediglich, dass von November bis Januar kein einziger Granfondo stattfindet. In einem so radsportverrückten Land müsste eigentlich Platz für einen "Medio Fondo Felice Anno Nuovo" sein...
Nachtrag 05.01.20: Einen Granfondo zum Jahreswechsel gibt es zwar (noch) nicht, aber einen "Ride To Capodanno": An den drei Tagen vor Silvester 2019 wurden bei dieser organisierten Ausfahrt zwischen Florenz und Orvieto exakt 365 km bewältigt. Stilvoller lässt sich das Radsportjahr kaum abschließen...
Zur Grandfondo-Liste von mgf geht es HIER.
Links zu anderen Grandfondo-Kalendern gibt es auf der zugehörigen Hauptseite.
|
|
