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Der Granfondo-Check (07.01.18)

Jedes Jahr werden in Italien Granfondos in dreistelliger Zahl veranstaltet. Allein www.dalzero.it listet für 2018 bereits jetzt 210 Veranstaltungen, und auch die anderen Veranstaltungskalender sind ähnlich umfangreich. Im übrigen Alpenraum kommen sicherlich noch rund 100 Radmarathons dazu. Wie da den "richtigen" Granfondo finden? Wenn man sich auf die großen, bekannten Veranstaltungen beschränkt, macht man selten etwas falsch. Aber oft bieten gerade die kleineren Granfondos, mit weniger Teilnehmern, familiärer Atmosphäre und manchmal ganz besonderen Spezialitäten, die besseren Erlebnisse.

Der bisherige Höhepunkt meiner 20-jährigen "Granfondo-Karriere" war ohne Zweifel der "Granfondo Tappa della Leggenda" 2008, mit nur 1.100 Startern, am Tag vor der Königsetappe des Giro d'Italia, auf identischer, traumhaft schöner und sehr anspruchsvoller Strecke, die so leider nie wieder von einem Granfondo gefahren wurde. Das grandiose Finale bildete die Bergankunft am Passo Fedaia! Solche "Juwelen" sind leider rar und selten zu finden, in diesem Fall half damals der Zufall. Aber mit etwas Mühe hätte ich diesen Granfondo schon früher entdecken können und wäre dann sicher schon 2007 (auf anderer Strecke) dabei gewesen.

Für diejenigen, die angesichts des großen Angebots etwas System in die Suche nach dem richtigen Granfondo bringen wollen, könnte die folgende Checkliste eine Hilfe bei der Bewertung und Auswahl sein. In der Liste wurde versucht, die wichtigsten Bewertungskriterien zu sammeln. Hintergrund und Beispiele zu den Fragen siehe Erläuterungen in der rechten Spalte. Die Liste kann und soll keine fertige 100%-Lösung sein, eher eine Anregung. Sicher ist sie für manchen zu umfangreich und für andere nicht lang genug. Deshalb gibt es sie nicht nur als PDF-Datei, sondern auch als Excel-Tabelle, zur individuellen Ergänzung und Anpassung. Für eine sinnvolle Bewertung müssten die Kriterien z.B. unterschiedlich gewichtet werden...

Wer die Suche nach neuen Veranstaltungen nicht so systematisch betreiben möchte, findet in der Liste aber vielleicht zumindest die eine oder andere Anregung. Zum Beispiel, mal alle nach einem Radprofi benannten Granfondos zu fahren, alle mit einer Bergankunft oder alle in der Lombardei. Für Granfondo-Jäger und -Sammler gibt es viele schöne Möglichkeiten und Ziele!

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Lage:
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Start-/Zielort: Länge/Kosten der Anfahrt?
Weitere Highlights/Wunschpässe in der Nähe oder am Weg?

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Eine lange Anfahrt kann sich trotz der höheren Kosten lohnen, wenn in einem Kurzurlaub auch noch weitere Wunschziele (Pässe oder touristische Ziele) besucht werden können.

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Unterkunft: Hotel, Camping oder anderes?
Kapazität vorhanden?

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Wenn die Gegend touristisch erschlossen ist, dürfte eine Hotelunterkunft leicht zu kriegen sein. In der tiefsten Provinz oder bei vielen Teilnehmern könnten die verfügbaren Hotelzimmer evtl. knapp werden.

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Verlängerung vor/nach Veranstaltung möglich/sinnvoll?

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Ausweitung zum Kurzurlaub sinnvoll, wenn Kombination mit zusätzlichen Pässen/Events/Sehenswürdigkeiten o.ä. möglich. Dann lohnt sich auch ein etwas weiterer Weg.

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Wetterprognose (langfristig) günstig?

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Schlechtes Wetter - und ein unglücklich gewählter Granfondo-Termin - kann den Spaß vermiesen, siehe Wetter-Seite.

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Verständigung? Sprachprobleme zu erwarten?

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Wenn Ausschreibung in Sprache IT/EN/DE, sollte man vor Ort (außerhalb des deutschsprachigen Raums) besser nur mit Gesprächspartner für EN rechnen, 
Wenn Ausschreibung in IT/EN, vor Ort meist nur IT. Dann besser Grundkommunikation in IT aneignen.

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Leistungen:
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Strecke: besondere Highlights/Wunschpässe?

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Nicht nur die Fahrt über berühmte Pässe kann interessant sein, sondern auch die Kombination mit einem Profirennen (z.B. Giro d'Italia, Il Lombardia, Milano-Sanremo) oder mit einer Bergankunft (z.B. Granfondo Stelvio, La Leggendaria Charly Gaul, 3 epic).

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Strecke abgesperrt? Wie lange?

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Die meisten italienischen Granfondos bieten eine autofreie Strecke - aber nur für begrenzte Zeit. Oft nennt die Ausschreibung den Zeitraum, für den die Straßen oder Teilabschnitte gesperrt sind (z.B. bis 1/2 Stunde nach Durchfahrt der Spitze). Je länger, umso besser!

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Organisation: Veranstalter bekannt, erfahren oder neu?
Anzahl Verpflegungsstellen? Pasta-Party?

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Wenn ein Granfondo bereits eine lange Geschichte hat oder wenn eine Granfondo-Premiere von einem routinierten Veranstalter organisiert wird (wie z.B. der Gran Fondo Don Guanella durch GS Alpi), ist die Chance größer, dass die Teilnehmer rundum gut versorgt werden.

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Gegenleistung für Startgeld?
Trikot und/oder sonstige Ausstattung?

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Ein hohes Startgeld ist zu verschmerzen, wenn es ein hochwertiges Trikot gibt (z.B. bei Maratona dles Dolomites, plus Windweste). Aber manchmal gibt es bei kleineren Veranstaltungen mit geringem Startgeld sogar Sinnvolleres (z.B. leichte Regenjacke bei Dolomiti Classics 2013 in Arabba).

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Bei Camping: Veranstalter-Bereich vorhanden?

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Für Camping-Freunde bieten manche Veranstalter am Granfdondo-Wochenende kostenlose (oder günstige) Plätze für Campingmobil und/oder Zelt an (z.B. Maratona dles Dolomites, Granfondo San Gottardo), was die Gesamtkosten senken kann.

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Bewertung der Veranstaltung im www vorhanden?

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Startgeld und sonstige Kosten müssen dem Gesamtnutzen gegenübergestellt werden, eine Top-organisierte Veranstaltung darf mehr kosten. Deshalb Bewertungen auf Veranstaltungsübersichten oder in Berichten anschauen.

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Anmelde-Formalitäten:
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Voraussetzungen: Lizenz oder Attest? Oder beides?
Zusatzerklärung/-versicherung?

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Manchmal ist Start auf Langstrecke nur mit Lizenz möglich, manchmal wird Lizenz plus Attest gefordert, oder eine Zusatzversicherung (teilweise vor Ort abschließbar). Eine (etische) Zusatzerklärung ist dagegen nur Formalität. Mehr Details siehe Lizenz-Seite.

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"Begehrtheit" des Granfondos?
Zeitdruck bei Anmeldung, Überlastung der Veranstaltung?

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Bei begehrten Granfondos ist frühzeitige und schnelle Anmeldung nötig. Nicht ausgebuchte Granfondos ermöglichen kurzfristige Entscheidung über Teilnahme, abhängig von Wetter und Form. Zu viele Teilnehmer können zu Staus führen (bei Nove Colli steht man fast immer am ersten Berg, bei Maratona dles Dolomites manchmal).

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Alternativen bei Anmeldung verfügbar?
Über Reiseveranstalter, Gruppe, etc.?

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Bei begehrten Granfondos kann die Anmeldung über ein Hotelpaket sinnvoll sein.

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Veranstaltung Teil einer Serie?
Ermäßigung bei Mehrfach-Nennung?

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Manchmal bieten Veranstalter einer Serie Ermäßigungen bei Mehrfach-Nennungen an, z.B. "Coppa Lombardia", Veranstaltungen von RCS Sport oder "Grand Trophée" (Frankreich). Serien-Starter erhalten teilweise Privilegien (z.B. vordere Startplätze bei "Challenge Gazzetta" 2006-2009).

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Anforderungen:
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Strecke: Distanz, Höhenmeter, besondere Schwierigkeiten?

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Ist Fitness ausreichend? Ist vorhandenes Material geeignet? (siehe auch folgende Fragen) Bei epischer Streckenlänge und/oder schlechtem Wetter ist mehr Stauraum nötig (und Gewöhnung an Rucksack o.ä.).

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Straßenzustand? Schotter-Abschnitte?

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Manchmal sind Schotterpassagen oder schlechter Asphalt Teil der Strecke, z.B. beim Gran Fondo Sestriere (Naturstraße am Colle delle Finestre), 3epic Road (neutralisierte Verbindung zw. Misurinasee u. 3-Zinnen-Straße). Dann müssen Rad, Bereifung (und Fahrer) mit dem Straßenzustand klar kommen.

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Bestimmungen zu Material? Radtyp/-technik, Kleidung?

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Manchmal ist ein Rennrad (Rennlenker) vorgeschrieben, d.h. MTB u.ä. verboten. Manchmal ist das Tragen des Veranstalter-Trikot vorgeschrieben (z.B. La Fausto Coppi, Granfondo Stelvio Santini, Gran Fondo New York Italia). Meist wird ein Regenschutz gefordert, manchmal transparente Regenkleidung. Und bei historischen Veranstaltungen ist natürlich nur historisches Material erlaubt.

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Beleuchtung erforderlich? oder andere Ausstattung?

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Bei Granfondos mit Tunnel-Passagen (z.B. Alpenbrevet, Radmarathon Tannheimer Tal, Highlander Radmarathon) oder Start bei Nacht (L'Eroica) ist Beleuchtung vorgeschrieben. Fast überall gibt es Vorschriften zu Pannen-Set und Reserverreifen.

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Streckenführung logisch/sicher?

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Wer sich in der Gegend auskennt, sollte sich die Strecke kritisch anschauen. Manchmal wählen die Streckenplaner nicht die sicherste Alternative. Beim "Highlander-Radmarathon" z.B. erfolgt die Abfahrt vom Furkajoch auf der eindeutig gefährlicheren Seite, die frühere Fahrtrichtung des "Ländle-Marathons" wäre weit weniger riskant. Besser kein Risiko eingehen - oder eventuell gleich auf einen Start verzichten...

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Zeitnahmesystem: brutto, netto oder partiell?
Regeln für Transponder?

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Manche Granfondos arbeiten mit partieller Zeitnahme, das muss man mögen und sich drauf einstellen. Wer einen eigenen Transponder besitzt, kann sich das Ausleihen sparen - sofern die Marke passt.

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Leistungsniveau der Teilnehmer?

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Bei manchen Granfondos ist das Leistungsniveau höher als bei anderen - weil sie prestigeträchtiger sind oder weil eine anspruchsvolle Strecke schwächere Teilnehmer abschreckt. Letzteres war z.B. beim Gran Fondo Il Lombaria der Fall, und hier lag der geforderte Mindest-Schnitt auch jenseits meiner Wohlfühl-Geschwindigkeit.

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Zeitplan: passend zu Bio-Rhythmus?

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Mancher hat Probleme mit dem frühen Aufstehen. Wer bei L'Eroica die Langstrecke fahren will, muss richtig fit sein oder sollte um 5 Uhr am Start stehen. Anderswo muss man nicht ganz so früh raus, aber da können Startzeit und Bio-Rhythmus zumindest die Wahl der Unterkunft (und deren Kosten) bestimmen.

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Tipp zum Schluss: Die einschlägigen Granfondo-Kalender enthalten zwar oft detaillierte Angaben zu den einzelnen Veranstaltungen. Bei der Suche nach "Juwelen" ist die Durchforstung dieser Listen jedoch ziemlich zeitintensiv. Wenn man genau weiß, was man sucht, ist der im www übliche Weg über eine Suchmaschine immer noch der schnellste.

Zum Beispiel kam mir 2016, nach einem Anfall von Nostalgie und der Erinnerung an den "Granfondo Tappa della Leggenda", der Gedanke, dass ein Granfondo mit Bergankunft an den Drei Zinnen eine richtig geile Sache wäre. Im Suchergebnis zu "granfondo tre cime" stand der "3epic Road" mit Start in Auronzo di Cadore ganz oben. Mit den üblichen Granfondo-Kalendern hätte die Suche über Titel, Region und Startort nicht so schnell zu dieser schönen Veranstaltung geführt. Und als das Magazin TOUR den Tipp veröffentlichte, war 3epic längst ausgebucht...

 

 

 

 

 

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