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Zeitnahme: brutto, netto - oder chaotisch? (15.10.17)

Bei Granfondos sind unterschiedliche Zeitnahme-Systeme anzutreffen. Die Unterschiede, Vor- und Nachteile sollen hier beleuchtet werden – und auch die daran angepasste "Renn-Taktik". Zum Schluss zeigt ein aktueller Fall, dass manche Veranstalter offenbar ein Zeitnahme-Chaos bevorzugen...

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A) Brutto-Zeitnahme:

Dieses System ist das einfachste, älteste und wird auch bei richtigen Rennen verwendet. Die Zeit läuft ab dem Startschuss, für alle Teilnehmer gleich, sie wird mit Überqueren der Ziellinie gestoppt. Für die Zeitnahme bleibt der Aufwand überschaubar, eine Erfassung der individuellen Zeiten ist nur am Ziel erforderlich.

Vor 20 Jahren, als noch weniger Teilnehmer zu erfassen waren, wurden bei der Ziel-Zeitnahme teilweise noch Startnummern manuell in Computer eingetippt oder Barcodes gescannt (und bei Kontrollen unterwegs gab es Stempel auf die Startnummer). Damals war die Brutto-Zeitnahme bei einem Massenstart das einzige praktikable System. Erst mit dem Aufkommen der Transponder wurde die Zeitnahme automatisiert und auch andere Systeme möglich.

Das Brutto-Zeit-System wird in Italien von vielen Granfondos verwendet, z.B. bei Sportful Dolomiti Race, La Fausto Coppi, Felice Gimondi, Strade Bianche, Pinarello, Alé La Merckx, Il Lombardia. Bei großen Veranstaltungen wie Sportful Dolomiti Race (3500 Starter) und La Fausto Coppi (2000 Starter) führt die gemeinsame Startzeit allerdings dazu, dass die letzten Teilnehmer, die über die Startlinie rollen, schon mit einigen Minuten "Strafzeit" losfahren.

Der Nachteil der "Strafzeiten" wirkt sich - je nach den individuellen Ambitionen - auf das Verhalten der Teilnehmer aus: Oft gibt es schon vor dem Startschuss einen Kampf um die Positionen. Wer sich einen vorderen Platz in seiner Klasse ausrechnet oder eine persönliche Bestzeit anstrebt, wird sich eine Position vorne in seiner Startgruppe sichern.

Vorteil der Brutto-Zeitnahme ist, dass man als Teilnehmer keine Stoppuhr für die eigene Zeit braucht. Und da die Reihenfolge im Ziel auch dem Klassement entspricht, kann am Zielstrich um jede einzelne Plazierung gesprintet werden.

Ein Sonderfall - nicht nur bei den Lizenzen, sondern auch bei der Zeitnahme - ist der Granfondo Milano-Sanremo. Hier erfolgt zwar eine Zeitnahme, aber es gibt keine Rangliste, nur eine Teilnehmerliste in alphabetischer Reihenfolge, mit (vermutlich Brutto-) Fahrzeiten.

 

B) Netto-Zeitnahme:

Bei diesem System läuft die Uhr für jeden einzelnen Teilnehmer erst dann, wenn er die Startlinie passiert hat. Mit Hilfe von Zeitnahme-Transpondern werden die individuellen Fahrzeiten von der Start- bis zur Ziellinie ermittelt und diese als Grundlage für die Wertung verwendet.

Bei einer großen Teilnehmerzahl sind Nettozeiten das fairste System, ein Gerangel um die besten Startplätze ist weitgehend sinnlos. Ausnahmen: Wer eine persönliche Bestzeit anpeilt (etwa, um bei zukünftigen Teilnahmen in eine bessere Startgruppe wechseln zu können) oder wer um das Einhalten eines Zeitlimits (am Abzweig zur Langstrecke oder im Ziel) kämpfen muss, wird weiterhin einen vorderen Platz in seinem Startblock anstreben.

Mit Nettozeiten kann es allerdings passieren, dass der erste Teilnehmer im Ziel nicht derjenige mit der kürzesten Fahrzeit ist und sich ein "Hinterradlutscher" zum Gesamtsieg ziehen lässt. Durch eine Ausnahmeregelung kann ein Granfondo trotz Nettozeiten an der Spitze den Renncharakter behalten. Die Maratona dles Dolomites regelt z.B. in den Teilnahmebedingungen: "Die Ranglisten werden aufgrund der effektiven Fahrzeit und nicht aufgrund der Reihenfolge der Zielankunft ermittelt, mit Ausnahme der Erstklassierten des Gesamtklassements, die der Zielrichter laut Reglement des Italienischen Radsportverbands FCI wertet." Für die Altersklassen-Werungen gilt dies jedoch nicht (weil die Auswertung sonst zu kompliziert würde).

Das Nettozeiten-System verwenden die richtig großen Granfondos, wie z.B. Nove Colli (12.000 Starter), Maratona dles Dolomites (9.000 Starter), La Leggendaria Charly Gaul, aber auch mittlere Veranstaltungen wie Tre Valli Varesine und Gran Fondo Internazionale Gavia & Mortirolo. Auch einige namhafte Veranstalter außerhalb Italiens (Ötztaler Radmarathon, Engadin Radmarathon, Alpen Challenge, Arlberg-Giro) arbeiten mit Netto-Zeiten.

 

C) Partielle Zeitnahme:

Dieses jüngste Zeitnahmesystem wäre ohne Transponder nicht realisierbar. Hier erfolgt die Zeitnahme nur für bestimmte Streckenabschnitte, meist in den Anstiegen. Die Wertung erfolgt auf Basis der Summe aller gezeiteten Abschnitte.

Ein Vorteil des Systems ist das reduzierte Risiko: Wenn die Uhr nur bergauf läuft, kann man in den Abfahrten gemütlich dahinrollen. Das ist zwar nicht jedermanns Sache, aber aus Sicht des Veranstalters zu verstehen. Bei der Maratona dles Dolomites z.B. gibt es in der Abfahrt vom Sellajoch eine Kurve, in der trotz aufwendiger Absicherung fast jedes Jahr schwere Stürze passieren. Mit partieller Zeitnahme wären es vermutlich ein paar weniger.

Die partielle Zeitnahme ist nicht nur bei Veranstaltungen anzutreffen, die gefährliche Abfahrten im Streckenplan haben, auch bei Flachstrecken mit hohem Verkehrsaufkommen kann das zeitweise Anhalten der Zeitnahme-Uhren Sinn machen. Verwendet wird das System z.B. bei Gran Fondo Stelvio Santini, Granfondo Campagnolo Roma, 3Epic Cycling Road, Granfondo San Gottardo.

Nachteil der partiellen Zeitnahme ist der Verlust des Renncharakters - die Reihenfolge im Ziel und die Rangfolge im Ergebnis können sich erheblich unterscheiden. Weil das Gesamtergebnis erst nach Eintreffen des letzten Teilnehmers erstellt werden kann, ist die Siegerehrung erst spät möglich. Das Warten dürfte so manchem ambitionierten Teilnehmer schwer fallen.

Aber letztlich sind die Teilnahmebedingungen ja bekannt und jeder Teilnehmer kann entscheiden, ob er unter diesen Bedingungen fahren möchte oder nicht. Bei partieller Zeitnahme kann und sollte die "Renn-Taktik" an die Besonderheiten der Veranstaltung angepasst werden. Wie die Taktik aussehen könnte, zeigt das folgende Beispiel.

 

 

Die Praxis: manchmal anders als die Theorie...

Was in Sachen Zeitnahme und Auswertung alles schiefgehen kann, zeigt das aktuelle Beispiel des "Highlander" Radmarathons 2017. Angekündigt waren auf der Website der Veranstaltung zwei wesentliche Regelungen:

  • "Die Netto-Zeit wird ausgewiesen. Also bitte keine Hektik und kein Drängeln am Start.“
     
  • "Neutralisierte" Strecke vom Flexenpass bis nach Klösterle: "Das heisst die Netto-Zeit wird nach der Verpflegungszone am Flexenpass angehalten und erst wieder in Klösterle, nach passieren einer Zeitschleife, gestartet. Es bringt also rein gar nichts, auf diesem Teilstück Tempo zu machen, ganz im Gegenteil:
Für diesen Abschnitt geben wir eine Mindestzeit von 13 Minuten vor, die sich an der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf diesem Streckenabschnitt orientiert. Wer diese Mindestzeit unterschreitet, wird disqualifiziert und somit aus der Wertung genommen.“

Nicht völlig klar formuliert ist, ob "Netto-Zeit wird ausgewiesen" bedeutet, dass die Wertung nach Netto-Zeiten erfolgt. Aber wenn es nicht so wäre, würde der Nachsatz "keine Hektik und kein Drängeln am Start" keinen Sinn machen. Außerdem wird unterwegs die Zeit angehalten und neu gestartet, die zweite Zeit ist also eine Nettozeit, und eine Gesamtzeit als Summe einer Brutto- und einer Nettozeit macht keinen Sinn. Denn durch das Anhalten der Zeit ist sowieso nicht mehr sicher, dass der Erste auf der Ziellinie auch der schnellste Fahrer auf den gezeiteten Abschnitten ist. Das Ergebnis sollte also auf zwei Netto-Zeiten basieren: Start bis Flexenpass und Klösterle bis Ziel - genau so, wie im Bild oben als Beispiel für die partielle Zeitnahme dargestellt.

 

Ein intelligenter Teilnehmer hätte sich auf Basis dieser Regeln folgende Taktik für den Radmarathon zurecht gelegt:

  • Am Start in Hohenems tatsächlich keine Hektik. Bei nur 1.000 Teilnehmern zieht sich das Feld schon kurz nach dem Start auseinander, so dass man schnell frei fahren kann und ein Startplatz etwas weiter hinten keine Rolle spielt. Nur bei Top-Fahrern, die auf eine vordere Plazierung in ihrer Altersklasse spekulieren oder auf eine neue persönliche Bestzeit aus sind, sieht das etwas anders aus. Da macht es Sinn, von Anfang an mit einer schnellen Gruppe zu fahren - und die sind üblicherweise vorne zu finden.
     
  • In der Verpflegungszone Flexenpass Aufenthalt so kurz wie möglich. Also nur schnell die Trinkflaschen füllen und Essen in die Trikottaschen stopfen, dann subito die nach der Verpflegungszone aufgebaute Zeitkontrolle passieren. Pause kann und sollte man besser auf dem neutralisierten Streckenabschnitt machen, während die Zeit nicht läuft. Wer mag, könnte sogar eine längere Pause in einer Wirtschaft einlegen (wenn man es danach noch rechtzeitig bis zum Abzweig auf die Langstrecke schafft).
     
  • An der Zeitschleife in Klösterle zuerst checken, ob die 13 Minuten auch tatsächlich nicht unterschritten wurden. Wenn man zwischendurch Pause gemacht hat, dürfte eine Zeitunterschreitung praktisch kaum möglich sein. Wer keine Pause gemacht hat, sollte eine Stoppuhr laufen haben. Für alle gilt: in Klösterle abwarten, bis sich eine brauchbare Gruppe gefunden hat. Bis zum Beginn des nächsten Anstiegs sind es noch 27 km, die fährt man besser in der Gruppe und nicht allein im Wind. Und die Uhr wird ja angehalten.

Soweit die sinnvolle Taktik in der Theorie. Aber die schönste Taktik wird zunichte gemacht, wenn sich der Veranstalter nicht an das hält, was er versprochen hat. Denn die Analyse der Ergebnislisten 2017 ergibt...

 

1. Die Wertung erfolgte nach Brutto-Fahrzeiten, also mit einer für alle identischen Startzeit. Der Beweis für die Bruttozeiten ist das Zielfoto (2. Bild in Reihe 8). Wären es Nettozeiten, hätten die schnellsten sechs Fahrer die Startlinie zeitgleich überquert und dann auch noch das Kunststück fertig gebracht, das Ziel innerhalb einer Sekunde zu passieren!
Für die Spitzengruppe mag die Wertung nach Bruttozeit noch angehen, sonst entspricht das Ergebnis nicht dem, was der Zuschauer am Zielstrich sieht (der Zweite wäre nach Nettozeiten nur Fünfter gewesen). Aber für den Rest des Feldes war diese Regeländerung ungerecht.
Die Nettozeiten wurden übrigens nur aufgrund eines Fehlers bekannt: Die erste veröffentlichte Version der Ergebnisliste enthielt die erste Zwischenzeit als Nettozeit, die zweite und dritte Zwischenzeit sowie die Gesamtzeit dagegen als Bruttozeiten - und die Summe ging natürlich nicht auf...
Völlig unmöglich ist aufgrund dieses Zieleinlaufs auch schon, dass die Zeitnahme wie angekündigt partiell erfolgte - denn das würde bedeuten, dass von den Teilnehmern zusätzlich zur Startzeit die Fahrzeiten der neutralisierten Strecke exakt koordiniert oder Abweichungen der Startzeiten genau ausgeglichen worden wären.

 

2. Die Wertung erfolgte ohne Neutralisation: Laut dem in den Ergebnislisten angegebenen Titel für Zwischenzeit 2 erfolgte diese Zeitmessung ab dem Flexenpass - also incl. der "neutralisierten" Strecke! Auch die Werte der Gesamtzeiten (Siegerzeit genau im Bereich der Jahre, in denen nicht neutralisiert wurde) bestätigen, dass diese nicht nur die Startverzögerung beinhalten, sondern auch die angebliche "Neutralisation". Tatsächlich wurden also nicht nur Teilnehmer disqualifiziert, die die 13 Minuten unterschritten, sondern auch alle Teilnehmer bestraft, die die 13 Minuten - was ausdrücklich erlaubt war - überschritten. Jede Sekunde über der Mindestfahrzeit wurde voll auf die Gesamtzeit angerechnet, jede Sekunde darunter führte zur Disqualifikation. Im Automobilsport nennt man so etwas "Gleichmäßigkeitsprüfung". Als solche war der "Highlander" aber nicht ausgeschrieben.

Die Ergebnislisten nennen 54 disqualifizierte Teilnehmer, von denen wohl die meisten die 13 Minuten unterschritten haben dürften. Aber auch die Spitzengruppe fuhr offensichtlich schneller als 13 Minuten und hat die Zeit nur vor der Kontrolle abgewartet (1. Bild in Reihe 7), vermutlich mit "Zeitansage". Aus Sicht der Sicherheit war das sicher gefährlicher, als wenn jemand die Kontrolle in Klösterle, ohne Anhalten, ein paar Sekunden zu früh passiert hat. Ob und ab welcher Wartezeit eine Disqualifikation in diesem Fall ausgesprochen worden wäre, weiß wohl nur der die Gruppe begleitende Rennleiter - der offensichtlich auch schneller gefahren ist als die "zulässige Höchstgeschwindigkeit auf diesem Streckenabschnitt" und dann neben der Spitzengruppe parkte.

Nicht in den Ergebnislisten steht, dass (wie aus Insiderkreisen zu erfahren war) tatsächlich nur Fahrer disqualifiziert wurden, die schneller als 12 Minuten waren. Ein weiteres Detail der Regeln, das nicht so umgesetzt wurde, wie es angekündigt war...

 

Ein ziemlich ungutes Gefühl erzeugt der Umstand, dass all diese Regeländerungen ohne Ankündigung erfolgten und auch ohne spätere Erklärung, dass und warum dies passierte. Noch heute finden sich auf der Website der Veranstaltung nur Bruttozeit, Neutralisation und 13 Minuten Max-Zeit. Ein Teilnehmer hatte dafür nur noch das Wort "Verar...." übrig!

Die Zeitnahmetechnik oder die Auswertung waren sicher nicht der Grund, warum klammheimlich auf Bruttozeit-Wertung umgestellt wurde. Denn eine Auswertung mit Nettozeiten hat beim "Highlander" schon mal funktioniert: 2015 war ebenfalls partielle Zeitnahme angekündigt, Stefan Kirchmair rollte als Fünfter ins Ziel, war jedoch Zweiter in der Wertung. Anders als von Kirchmair angenommen, lag das an der Nettozeit-Wertung, nicht an der Neutralisation. Denn die Strecke Flexenpass-Klösterle wurde 2015, anders als angekündigt, ebenfalls nicht neutralisiert. Die in den Ergebnislisten genannten Zeiten zeigen, dass für alle Teilnehmer mit identischen 13 Minuten "Neutralisation" gerechnet (also tatsächlich nichts neutralisiert) wurde.
2016 erfolgte die Wertung dann wieder nach Bruttozeit. Welche Wertung für 2016 angekündigt war (Brutto oder partiell), konnte leider nicht mehr recherchiert werden. Auch 2016 kam es zum Eklat, wenn auch nicht bei der Zeitnahme: Das Fahrzeug des Rennleiters verlor am Ende der letzten Abfahrt das Führungsduo, das falsch abbog, später vor dem Rennleiter wieder auftauchte - und dafür prompt disqualifiziert wurde.

Die Entscheidung, 2017 von der angekündigten partiellen Zeitnahme auf Brutto-Zeitnahme umzustellen, wurde (wie aus Insiderkreisen zu erfahren war) von der Rennleitung getroffen. Die Zeitnahme hätte mit Netto oder partiell kein Problem gehabt. Vermutlich wollte die Rennleitung eine Diskussion wie 2015 vermeiden und stellte daher die Interessen von zwei Handvoll Teilnehmern über die der übrigen Tausend. Das Irre an dieser Entscheidung ist, dass sie vom Zieleinlauf abhängig war: Wären die ersten Fahrer einzeln, mit Abständen, ins Ziel gekommen, so dass die Netto-Zeitnahme keinen Einfluss auf die Plazierungen auf dem Podium gehabt hätten, wäre es offenbar bei Netto-Zeitnahme geblieben (obwohl partielle Zeitnahme angekündigt war). Aber wer weiß schon am Start, wie der Zieleinlauf an der Spitze aussehen wird?

 

Für die Taktik beim "Highlander" 2018 (und bei anderen Veranstaltungen mit ähnlich unberechenbaren Veranstaltern) bedeutet dies, ein Teilnehmer verhält sich taktisch klug, wenn er:

  • den Versprechungen des Veranstalters nicht vertraut und seinen Startplatz im Feld soweit vorne wie möglich sucht.
     
  • nicht nur Licht am Rad montiert, sondern auch eine Stoppuhr (!) und diese erst nach Passieren der Kontrolle am Beginn der "Neutralisation" startet.
     
  • die für die "Neutralisation" vorgegebene Mindestzeit exakt einhält und an der Kontrolle am Ende der "Neutralisation" maximal ein paar Sekunden herschenkt.
     
  • die Wartezeit vor der Kontrolle am Ende der "Neutralisation" für die Verpflegung nutzt.

Für professionell agierende Teams empfiehlt es sich, kurz vor der Kontrolle am Ende der "Neutralisation" ein Fahrzeug zu postieren und dort ihre eigene Verpflegungszone einzurichten. Denn jede an der offiziellen Verpflegung am Flexenpass verlorene Minute ist tatsächlich verloren. Bei der Team-Verpflegung in Klösterle ist sie es nur, wenn der Veranstalter seine Regeln bricht und die Mindestzeit für die "Neutralisation" überschritten wird.

Dagegen werden nur besonders mutige Fahrer darauf vertrauen, dass die Mindestzeit auch 2018 auf 12 Minuten reduziert wird, wie 2017 geschehen. Das Ziel muss bleiben, die angeblich geltenden Regeln einzuhalten - aber so, dass man den geringstmöglichen Nachteil hat, falls diese Regeln doch nicht gelten sollten. Denn ein unberechenbarer Veranstalter, der bei der Zeitnahme das Chaos-Prinzip bevorzugt, ist schließlich nicht berechenbar...

 

Es geht auch anders!

Ärgerliche Vorkommnisse wie die oben beschriebenen findet man bei italienischen Granfondos nur äußerst selten. Ein dem "Highlander" 2017 vergleichbares Auswertungs-Chaos ist aus Italien nicht bekannt. Zwar kam schon manchmal vor, dass in der Mannschaftswertung der eine oder andere Fahrer vergessen oder die Summe falsch zusammengerechnet wurde. Aber die individuellen Zeiten stimmen praktisch immer.

Im deutschsprachigen Raum kann es schon mal passieren, dass bei Radveranstaltungen Zeitnehmer aktiv sind, die das nur selten machen und z.B. auf Laufwettbewerbe spezialisiert sind. In Italien sind dagegen fast immer echte Profis am Werk. Bei allen bekannten Granfondos machen nur einige wenige Firmen die Zeitnahme. Die Transponder sind seit Jahren am Rad montiert, nicht mehr am rotierenden Fuß. Das Zeitnahmesystem ist ebenso zuverlässig, wie die Ergebnisse verlässlich. Bei der Leistungsorientierung der italienischen Teilnehmer und dem starken Wettbewerb zwischen den Granfondos wäre eine Veranstaltung, die sich Ähnliches leistet wie der "Highlander", im nächsten Jahr "tot".

Auch wenn meine Leistungsorientierung nicht besonders ausgeprägt ist, nervt es, wenn man hinterher rätseln muss, wie das Ergebnis zustande kam. Bei den italienischen Granfondos ist die Organisation nicht nur bei der Zeitnahme, sondern in allen Bereichen professioneller - das ist ein wichtiger Grund für mich, lieber in Italien zu fahren!

 

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Die verschiedenen Zeitnahme-Systeme im grafischen Vergleich:
orange = individuelle Zeitmessung für Teilnehmer aktiv
grau = individuelle Zeitmessung für Teilnehmer nicht aktiv

 

 

 

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