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"Dressed for Success" (10.08.17)

Roxette hatten bei ihrem Hit von 1989 zwar einen anderen Erfolg im Sinn, aber auch bei einem Granfondo trägt die richtige Kleidung zum Erfolg bei. Die folgenden Tipps dürften zwar für viele Radsportler nichts Neues sein, aber für Einsteiger ist vielleicht doch der eine oder andere sinnvolle Hinweis dabei. Bei einem Radmarathon in den Bergen hat sich für mich das folgende Ausrüstungspaket bewährt, mit dem man flexibel auf veränderte Bedingungen reagieren kann - und das je nach Wetterprognose erweitert, reduziert oder modifiziert wird:

 

a) Armlinge: Sind in Verbindung mit einem Kurzarmtrikot besser als ein Langarmtrikot, weil variabler. Beim Start am Morgen ist es meist recht frisch, ein Langarmtrikot mit etwas dickerem Stoff wäre dann das Richtige, aber später am Tag ist man damit fast immer zu warm angezogen. Besser sind Armlinge, die ich in den Anstiegen meist nur runterschiebe, nicht komplett ausziehe. Erst wenn die Temperaturen steigen und die Armlinge in der Abfahrt nicht mehr benötigt werden, wandern sie, meist gegen Mittag, in eine Trikottasche.

b) Weste: In den Abfahrten ist eine Windschutzweste oder -jacke unverzichtbar. Eine Weste ist besser geeignet, weil sie sich schneller an- und ausziehen lässt. Wenn das Gedränge im Pulk nicht zu groß ist, geht das auch während der Fahrt, in jedem Fall schneller und sicherer als bei einer Jacke. Wenn es noch nicht zu heiß und der Anstieg nicht lang ist, öffne ich meist nur den Reißverschluss der Weste, behalte sie aber an, dann geht der Wechsel in den "Abfahrtsmodus" schneller.
Für den Einsatz im Wettbewerb empfiehlt sich eine Weste mit Netzrücken, da ist die Hitzeabfuhr besser. Außerdem bleibt die am Trikot befestigte Startnummer sichtbar. Damit erspart man sich bei eventuellen Kontrollen vor der Einfahrt in den Startblock, die übergezogene Weste hochzuziehen.
Taschen an der Weste sind verzichtbar, denn irgendwann (wenn es richtig warm wird) wandert die Weste selber in eine Trikottasche. Wenn man nur die Taschen des Trikots nutzt (nicht die der Weste, falls vorhanden), muss man zwar die Weste ein Stück hochschieben, um an die Trikottaschen ranzukommen, aber die Weste ist so auch eine zusätzliche Sicherung für den Inhalt der Trikottaschen - und für die Startnummer.

c) Knielinge: Obwohl die Beine mehr Wärme als die Arme produzieren, ist es in den ersten Abfahrten meist zu kalt, um nur mit kurzer Hose zu fahren. Eine lange oder 3/4-lange Hose ist dagegen (wegen des dickeren Stoffs) in den Anstiegen meist schon am Morgen zu warm, ebenso wie Beinlinge. An den Waden friert es mich fast nie, deshalb starte ich meist mit Knielingen, die, wenn es wärmer wird und sie in der Abfahrt nicht mehr benötigt werden, zusammen mit den Armlingen in eine Trikottasche wandern. Vorteil von Knielingen gegenüber Beinlingen ist nicht nur weniger Platzbedarf, sondern auch schnelleres An- und Ausziehen.

d) Stirnband: In den Abfahrten ist für mich ein Schutz der Ohren unverzichtbar, weil ich da - und auch wenn es in der Ebene windig ist - recht empfindlich auf Zug reagiere. Aber auch in den Anstiegen ist ein Stirnband nützlich, weil es bis zu einem gewissen Grad verhindert, dass Schweiß in die Augen läuft. Statt eines klassischen Stirnbandes oder einer "Bandana" nutze ich lieber ein Multifunktions-Schlauchtuch ("Buff") oder ein "Piratentuch", die sind variabler, aus dünnerem Stoff und damit weniger wärmend. Im Anstieg dient das Tuch als Unterziehmütze unter dem (obligatorischen) Helm, vor der Abfahrt kann man es schnell über die Ohren ziehen, ohne den Helm abnehmen zu müssen.
Der "Kleidungswechsel" zwischen Anstieg und Abfahrt beschränkt sich damit auf "Armlinge hoch, Weste zu, Ohren zu" - das kostet nicht viel Zeit und geht während der Fahrt.

e) Regenjacke: Da man sich in den Bergen selten sicher sein kann, dass es nicht irgendwo regnen wird, habe ich so gut wie immer eine leichte Regenjacke dabei. Die hält notfalls das Gröbste ab und nimmt nur wenig Platz weg. Wenn die Wetterprognose mehr als nur sporadische Regenschauer ankündigt, sollte eine richtige Regenjacke dabei sein, die länger dicht hält. Für längere Regenfahrten reicht eine Jacke alleine jedoch nicht, siehe weiter unten.

f) Schuhe/Socken: Welche Schuhe für die Langstrecke taugen, sollte vorher auf längeren Trainingsfahrten erprobt sein. Beim Pedalsystem hat sich für mich das Look-System bewährt (auf das nach dem Auslauf des Look-Patents auch Shimano umgestellt hat). Die breitere Auflage bereitet mir weniger Probleme als das in den ersten Jahren genutzte Shimano-SPD-System für MBT-Schuhe, mit dem schon vor der 100-km-Marke Schmerzen durch Druckstellen auftraten. Bewährt hat sich für mich auch der Ersatz der serienmäßigen, dünnen Einlegesohlen durch Einlegesohlen für Läufer, die mehr Dämpfung bieten. Die dickeren Einlegesohlen sollte man schon beim Schuhkauf berücksichtigen.
Bei den Socken sollte man sich die High-Tech-Version gönnen, wie sie inzwischen viele Hersteller anbieten, mit verstärkten Partien an Zehen und Ferse, und mit links/rechts spezifischem Gewebe. Im Radsport waren die Socken aus Tradition immer weiß. Aber weil diese oft schon nach dem ersten Radmarathon mit Regen grau werden, kaufe ich meine Socken meist gleich farbig. Weiß müssen die Socken heute selbst in Italien nicht mehr sein...

g) Handschuhe: An den Händen bin ich weniger empfindlich als bei den Füßen, aber anderen geht es vielleicht umgekehrt. Zum Glück gibt es inzwischen auch bei den Rad-Handschuhen ein breites Angebot mit dickerem Material und Gel-Polstern. Die Größe sollte man im Zweifelsfall eher etwas weiter wählen. Wenn die Handschuhe an den Fingern einschneiden, kann das über die Granfondo-Distanz ziemlich unangenehm werden. Wenn es morgens kalt ist, ziehe ich ungepolsterte Finger-Handschuhe über, die nach den kalten Abfahrten in eine Trikottasche wandern.

 

Wohin mit all dem Zeug? Wichtig ist vor dem ersten Einsatz ein Test, ob alle Kleidungsstücke, die eventuell abgelegt werden sollen (also Armlinge, Weste, Knielinge, Stirnband, lange Handschuhe), zusammen mit der sonstigen Ausrüstung (Regenjacke, Energieriegel, Mobiltelefon, Geldbörse usw.) in den Trikottaschen Platz finden. Früher, als die Trikots noch etwas weiter geschnitten waren, fiel das leichter. Mit dem heute modernen, engen Schnitt haben sich leider auch die Taschen verkleinert. Zum Zeitpunkt, an dem Arm- und Knielinge nicht mehr benötigt werden, sind zwar schon die meisten Riegel vertilgt, aber die geben weniger Platz frei als die Kleidungsstücke brauchen.
Wer mit einer Trinkflasche auskommt, kann eine große, oben abgeschnittene, offene Trinkflasche im zweiten Flaschenhalter als Extra-Stauraum nutzen (es gibt auch spezielle Behälter mit dieser Funktion zu kaufen). Zur Not kann man die Arm- und Knielinge auch einfach am Vorbau verknoten. Da sind sie sichtbar und können nicht unbemerkt verloren gehen (was leicht passieren kann, wenn sie halb aus der Trikottasche hängen). Ein Rucksack ist bei einem Granfondo wegen des Hitzestaus am Rücken weniger zu empfehlen.

 

Besondere Situationen:

Schlechtes Wetter: Wenn die Wetterprognose mehr als nur etwas Regen ankündigt oder es schon zum Beginn des Marathons regnet - und ein Startverzicht nicht in Frage kommt -, muss die Garderobe erweitert werden. Neben einer guten, dichten Regenjacke empfehlen sich eine kurze Regenhose (oder "Rainlegs"), Überschuhe und bei starkem Regen ein Helmüberzug, unter dem Helm eventuell eine Radmütze als Spritzschutz. Handschuhe sind nach meiner Erfahrung ebenso wenig dauerhaft dicht wie Überschuhe. Deshalb würde ich für eine längere Regenfahrt nur Einweg-Handschuhe aus dem Verbandskasten überziehen. Würde - denn ein Marathon bei Dauerregen ist für mich keine Option. Eher wahrscheinlich ist bei mir, wenn es schon am Start regnet, ein Startverzicht (oder nach dem Start in der nächsten Bar auf besseres Wetter warten). Den mit einer Regenfahrt verbundenen Materialverschleiß möchte ich meinem Rad ersparen.
Auch am Rad ist zumindest ein Regen-Extra angebracht: Ein Spritzschutz am Hnterrad sollte die größte Nässe abhalten. Alternative für den Notfall kann eine Plastiktüte sein, die, mit Sicherheitsnadeln an der Regenjacke befestigt, als "Spritzlappen" dient. Sinnvoll ist auch eine wasserdichte Verpackung für die Satteltasche. In dieser sollte etwas Schmierstoff mitgeführt werden, denn die Kette leidet durch zig Kilometern bei Nässe extrem - ebenso wie das Gehör, wenn die Kette quietscht.
Wenn die Regenklamotten während des Radmarathons abgelegt werden sollen, reicht der Stauraum in den Trikottaschen definitiv nicht mehr aus. Und auch ein Extra-Behälter im Flaschenhalter wird selten groß genug sein. Dann kommt man um einen leichten Rucksack (oder eine große Satteltasche, wie sie auch für Mehrtagestouren genutzt wird) nicht herum.

Veranstaltungen mit Trikot-Zwang: Manche Veranstalter schreiben den Teilnehmern das Tragen des Veranstaltungs-Trikots vor. Dann empfiehlt es sich zum einen, unter dem ungewaschenen Trikot ein Unterhemd zu tragen (um die Haut vor der fabrikneuen Chemie zu schützen). Zum anderen kann für Mannschaftskollegen ein kleines Erkennungszeichen (z.B. ein einheitliches "Freundschaftsband" am Sattel) sinnvoll sein. Sonst wird es schwierig, sich im Gewühl wiederzufinden, wenn alle Teilnehmer dasselbe Trikot tragen - und die Hälfte eine schwarze Hose!

Historische Veranstaltungen: Bei Granfondos mit historischem Material (wie z.B. L'Eroica) ist zeitgenössische Radkleidung vorgeschrieben oder zumindest angebracht. Das betrifft aber nur die sichtbare Kleidung. Wenn man unter der Wollhose eine Unterhose mit Sitzpolster trägt (wie sie für Tourenradler angeboten werden), und unter dem kratzenden Wolltrikot ein Funktionsunterhemd, merkt das niemand. Bei der Regenkleidung hat für mich die historische Korrektheit allerdings ein Ende. Da ist mir eine moderne, schlichte (nicht neonfarbene) und vor allem dichte Regenjacke lieber als ein zeitgenössisches Flatter-Cape.
Schwierig wird es auf dem Kopf: "Historisch korrekt" ist die klassische Radmütze, eventuell plus Sturzring aus Leder. Wem das zu unsicher ist, darf bei allen mgf bekannten Veranstaltungen auch einen modernen Helm tragen - aber inzwischen
gibt es auch schon Helme, die fast wie ein Sturzring aussehen, z.B. den "EKOI Legende". [Nachtrag 09.03.2019]

 

Tipp zum Schluss: Das Kleidungspaket für den Granfondo-Tag sollte man schon daheim, vor Antritt der Reise, zusammenstellen. Sonst kann es z.B. passieren, dass man erst am Abend vor dem Start feststellt, dass die Armlinge noch daheim an der Wäscheleine hängen. Notlösung waren für mich in diesem Fall Beinlinge, die mit Sicherheitsnadeln etwas enger gemacht wurden. Besonders professionell sah das natürlich nicht aus...

Womit wir bei der Stilfrage angelangt wären. Alle Kleidungsstücke sollten farblich und vom Stil her einigermaßen harmonieren. Nicht vergessen: In Italien legt man Wert auf gepflegte, schicke Kleidung und "bella figura" - auch im Radsport!

 

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Bei der Maratona dles Dolomites 2007 waren weiße Socken noch Standard, inzwischen hat sich das etwas geändert...

 

 

 

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